Bochum. . Schulkinder der Waldschule haben sich beim 7. Blitzmarathon bei rücksichtsvoll fahrenden Autofahrern bedankt. Sie reichten ihnenselbst gemalte Bilder durchs Seitenfenster. An der Ewaldstraße indes wurden Temposünder zur Kasse gebeten.

Im ersten Augenblick wirken die Autofahrer irritiert, weil sie sich doch brav an das Tempo-30-Gebot gehalten haben. Trotzdem werden sie von der Polizei rausgewinkt. Der Beamte sagt, dass die Polizei in solchen Situationen sonst meist schlechte Nachrichten habe, diesmal aber nur gute. Dann tritt ein Schulkind der 4. Klasse ans Beifahrerfenster und sagt: „Danke, dass Sie rücksichtsvoll gefahren sind.“ Oder auch: „Danke, dass Sie langsam gefahren sind.“ So steht es dann zum Beispiel auch auf einem mit buntem Malstift gezeichneten DIN-A5-Blatt, das die Kinder dem Autofahrer in den Wagen reichen. Dieser ist berührt und lächelt.

Solche Szenen spielten sich gestern, beim 7. „Blitzmarathon“ der Polizei, vor der Waldschule am Hustadtring ab. Dort wurde ausnahmsweise mal nicht geblitzt, sondern gratuliert. Motto: Belohnung statt Strafe. Außer dem Kinder-Bild bekamen die Autofahrer von der Verkehrswacht teilweise noch einen Schlüsselanhänger mit Tempo-30-Emblem und eine drehbare Pappscheibe zur Errechnung des Anhalteweges.

„Die 15 Euro sind berechtigt“

Szenenwechsel Ewaldstraße, ebenfalls eine Tempo-30-Zone. Dort gab es gestern kein Schulterklopfen, sondern ein Lasergerät. Und das fischte reichlich Temposünder aus dem Verkehr.

Einer war ein 35-jähriger Familienvater aus der Nachbarschaft, er kam mit seinem Moped etwas zu schnell angerauscht. Die fälligen 15 Euro Bußgeld zahlte er noch an Ort und Stelle per EC-Karte. „Die 15 Euro sind berechtigt“, sagt er. „Als Familienvater kann ich das nachvollziehen. Deshalb ärgere ich mich auch nicht.“ Viel schlimmer sei es, wenn ein Kleinkind zu Schaden gekommen sei.

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Nicht alle Autofahrer waren einsichtig

Solche mögliche Dramen hielt Rolf Greulich, Erster Polizeihauptkommissar, dem Mopedfahrer vor Augen. Er erklärte ihm anhand einer Studie, wie überraschend lang die Bremswege sind, wenn plötzlich ein Kind auf die Fahrbahn läuft und man dann auch eine Schrecksekunde einrechnen muss. Bei Tempo 40 etwa würde ein Auto ein Kind, das 13,5 Meter entfernt sei, noch mit 35 km/h erfassen.

Anwohnerin Alejandra Carvallo-Mutschler (29, zwei kleine Kinder) begrüßte die Messung. Die Ewaldstraße wirke übersichtlich, aber das sei trügerisch, weil ständig Kinder zwischen den geparkten Autos herauslaufen könnten.

Nicht alle Autofahrer waren auch so einsichtig wie der Mopedfahrer. Ein älterer Mercedes-Fahrer (46 km/h) beschwerte sich, dass kein Tempo-30-Schild aufgestellt worden sei. Er wolle sich einen Anwalt nehmen! EPHK Greulich setzte sich mit dem Entrüsteten ins Auto und zeigte ihm das Schild. Danach gab der Fahrer klein bei und drückte 25 Euro ans Land ab.