Bochum. . Wenn am Donnerstagmorgen der „7. Blitzmarathon“ der Polizei startet, wird die Polizei die Autofahrer nicht nur sanktionieren, sondern auch belohnen. Und aufklären: Denn nur wenige km/h auf dem Tacho zu viel können entsetzliche Folgen für einen angefahrenen Fußgänger haben.

Die Physik spricht in diesem Fall eine beängstigende Sprache: Wer mit einem Tempo von 30 km/h plötzlich abbremsen muss, weil 13,5 Meter vor ihm ein Kind auf die Fahrbahn läuft, kommt erst unmittelbar vor ihm zum Stillstand. Neun Meter gehen dabei für die Schrecksekunde drauf, die restlichen 4,5 Meter als Bremsvorgang.

Wer aber bereits 38 km/h fährt, subjektiv also nur geringfügig schneller, hat nach 13,5 Metern noch eine Geschwindigkeit von sage und schreibe 31,6 km/h auf dem Tacho. Mit diesem Tempo würde er auch auf das Kind aufprallen.

„Wenn man mit 1,2 oder 1,5 Tonnen angerempelt wird, ist dies ein derber Schub“

Diese wissenschaftlich errechneten Werte nennt Rolf Greulich, Leiter des Verkehrsdienstes der Bochumer Polizei. Der Erste Polizeihauptkommissar und seine Kollegen werden beim „7. Blitzmarathon“ der Polizei, der am morgigen Donnerstag um 6 Uhr früh beginnt und 24 Stunden später endet, wieder am Straßenrand stehen und die Autofahrer überwachen. Allerdings nicht nur mit Sanktionen, mit Bußgeldern und Anzeigen, sondern auch mit rein aufklärerischen Maßnahmen. Zum Beispiel vor der Waldschule am Hustadtring. In dieser Tempo-30-Zone werden die Autofahrer ausnahmsweise nur dann von der Polizei herausgewinkt, wenn sie vorschriftsmäßig gefahren sind. Dann erhalten die Fahrer von den Waldschul-Kindern (4. Klasse) eine extra vorbereitete Dankeskarte und gegebenenfalls von der Verkehrswacht einen Schlüsselanhänger mit Tempo-30-Emblem und eine Tabelle mit Anhalte- und Bremswegen.

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Dort könnte dann auch zum Beispiel stehen, dass man, wenn man das Tempo-30-Gebot nur um einen einzigen km/h überschreitet, das Kind, das jene 13,5 Meter entfernt steht, nun doch erfassen wird – sogar mit 10,4 km/h. „Wenn man mit rund 1,2 oder 1,5 Tonnen angerempelt wird, dann ist dies ein derber Schub“, sagt Greulich. Die Folgen auch nur sehr geringer Tempo-Überschreitungen würden „sehr, sehr unterschätzt“.

Außerhalb der Hustadt legt die Polizei aber keine rein vorbeugende, sondern eine bestrafende Pädagogik an den Tag. An 33 Straßen werden die Beamten Temposünder blitzen, lasern und zur Kasse bitten. Auf der Liste steht auch die Ewaldstraße nahe Schauspielhaus. Diese Tempo-30-Zone ist eine der Straßen, die minderjährige WAZ-Leser als Blitz-Stellen für die Polizei vorgeschlagen haben. Eine Begründung lautete: „In unserer Straße wohnen zurzeit fünf Grundschüler und die 30er-Zone wird leider sehr oft ignoriert.“ Eine weitere Begründung: „Unglaublich, wie in der Senke gerast wird.“