Bochum. Die vom Bundesland Bremen entfachte Debatte über die Kosten von Polizeieinsätzen bei Risiko-Fußballspielen wird in Bochum begrüßt. Polizeieinsätze bei Risikospielen des VfL-Bochum haben in der vergangenen Zweitliga-Saison insgesamt 1,4 Millionen Euro gekostet.

Wenn Greuther Fürth an diesem Samstag (15.30 Uhr) zum ersten Spieltag der neuen Zweitliga-Saison in Bochum gastiert, sorgen die Männer in grün wieder für Sicherheit. Auch wenn es gegen die Mittelfranken wohl weitestgehend ruhig bleiben wird, stehen Polizeieinsätze bei Fußballspielen momentan im Fokus. Seitdem die Bremer Politiker den DFB aufgefordert haben, sich an den Kosten für die Polizeieinsätze bei besonders brisanten Fußballspielen zu beteiligen, diskutiert Deutschland: Wer soll die Kosten tragen?

Die Gesetzeslage ist klar, wie Stadträtin Birgitt Collisi erklärt: „Das ist Sache des Landes, für die Beteiligung des Fußballs gibt es keine rechtliche Grundlage. Die Menschen haben ein Recht auf körperliche Unversehrtheit. Die Vereinbarung mit dem DFB ist klar, alles andere ist wohl auch mit der Verfassung nicht vereinbar.“

Gesonderte Sicherheitsbesprechung

NRW-Innenminister Ralf Jäger schlägt in die selbe Kerbe und appelliert: „Wir haben das gemeinsame Interesse, Chaoten und Gewalttäter aus den Stadien herauszuhalten. Das erreichen wir nicht durch das Ausstellen von Rechnungen. Wir brauchen den Schulterschluss zwischen Verbänden und Vereinen, der Polizei und den friedlichen Fans.“

Der VfL ist auf einer Linie mit der DFL und dem Innenminister. In Bochum gibt es seit dem Abstieg in die 2. Liga weniger Risikospiele. Was überhaupt ein Risikospiel ist, das entscheidet sich individuell nach Faktoren, wie der geografischen Lage oder den Erfahrungen aus den letzten Jahren. „Für uns gibt es viele Möglichkeiten bei diesen Spielen: Wir machen eine gesonderte Sicherheitsbesprechung, können aber auch das Kontingent der Karten für Gästefans um zehn Prozent reduzieren, Gäste-Ordner anfordern oder keinen Alkohol ausschenken“, sagt der VfL-Sicherheitsbeauftragte Andreas Rösner.

"Das Thema ist jetzt auf dem Tisch"

Ein Blick auf die nackten Zahlen macht das Problem jedoch deutlich: Nach Angaben des NRW-Innenministeriums gehen 30 Prozent der Einsatzzeiten der Hundertschaften für Fußballspiele drauf. Die Bremer Risikospiele haben den Steuerzahler vergangene Saison rund 1,4 Millionen Euro gekostet. Nach Berechnungen der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze fallen pro Saison in der 1. und 2. Bundesliga fast 1,8 Millionen Arbeitsstunden für Polizisten an. Das entspreche, wie die Polizeigewerkschaft errechnet hat, einem Gegenwert von 90 Millionen Euro.

„Das Thema ist jetzt auf dem Tisch“, sagt Gaby Schäfer, stellvertretende Bürgermeisterin und Vorsitzende im Polizei-Beirat: „Eine Diskussion sollte legitim sein, es geht ja auch um Steuergelder. Bremen da einfach so einzuschüchtern halte ich nicht für Fair Play.“