Bochum. Der ÖPNV wähnt sich auf dem Abstellgleis: “Unsere Infrastruktur bröckelt“, beklagt die Bogestra einen immensen Bedarf bei der Erneuerung von Fahrzeugen, Haltestellen und technischen Einrichtungen. Alleine können die Kosten nicht getragen werden. Eine Pkw-Maut könne die Lösung sein.

Jährlich 7,6 Millionen Euro: So viel Geld benötigt die Bogestra allein, um ihre Stadtbahnanlagen auf dem heutigen Stand zu halten. Von Aus- und Neubauten ist dabei keine Rede. Doch: Das Geld fehlt. „Die Kommunen und wir können die Kosten für die Instandhaltung nicht alleine tragen.

Die Gelder, die der Bund den Ländern für Investitionen gewährt, reichen seit Jahren nicht aus, um den Sanierungsstau aufzulösen“, heißt es in einem Brandbrief des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen, der gestern bei einem bundesweiten Aktionstag veröffentlicht wurde. Motto der Initiative: „Damit Deutschland vorne bleibt.“

Neues Stellwerk unterm Bahnhof

Bei der Bogestra fühlen sie sich längst abgehängt. 340 Mio. Euro seien in den letzten zehn Jahren für den Erhalt der Infrastruktur aufgebracht worden. Dennoch seien etliche Anlagen veraltet und anfällig. Betroffen davon seien vor allem die täglich 245.000 Straßenbahnkunden. „Durch Störungen in den Stellwerken kommt es zu verlängerten Rotphasen oder zu Abbremsungen. Verspätungen sind die Folge“, schildert Bogestra-Sprecherin Sandra Bruns.

Zumindest für die Linie 308/18 ist Besserung in Sicht. Das 35 Jahre alte mechanische Stellwerk unter dem Hauptbahnhof, das die Verkehrsführung lenkt, wird in diesen Monaten eingemottet. Für 7,1 Millionen Euro entsteht ein modernes, elektronisches Stellwerk. Anfang 2014 geht es in Betrieb.

Die Erneuerung weiterer, ebenfalls veralteter Stellwerke in Bochum, Gelsenkirchen und Herne steht in den nächsten Jahren an. Hinzu kommt bis 2014 der Austausch von 40 Rolltreppen, die ihr Lebensalter von 25 Jahren erreicht haben. Kosten: 10 Mio. Euro.

Fahrpreiserhöhung ist kein Ausweg

Woher das Geld nehmen? Eine drastische Erhöhung der Fahrpreise ist für die Bogestra kein Ausweg: „Die Kunden würden ausbleiben.“ Es bedürfe neuer Einnahmequellen. Dabei sei der Bund gefordert. „Hier ist eine offene Diskussion zum Thema Pkw-Maut angebracht“, konstatiert die Bogestra in Übereinstimmung mit dem Bundesverband.

Die Argumentation: Allein in Bochum seien 400.000 Menschen täglich mit Bussen und Bahnen unterwegs. Der Nahverkehr entlaste somit in hohem Maße das Straßennetz und die Innenstädte. Deshalb sei es gerechtfertigt, die Einnahmen aus einer Pkw-Maut „zielgerichtet und nicht zweckentfremdet für dringend notwendige Infrastrukturmaßnahmen im ÖPNV“ einzusetzen.

Mit ihrem Vorstoß laufen die Verkehrsunternehmen zumindest bei der aktuellen Regierung ins Leere. Kanzlerin Merkel hat die Einführung einer Pkw-Maut erst kürzlich kategorisch ausgeschlossen.

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