Bochum. Ein Sex-Verbrecher von Hamme soll in die Psychiatrie. Das empfahlen die Gutachter am Freitag im Prozess gegen den 29-jährigen Angeklagten vor dem Landgericht. “Viele Jahre“ soll der Vergewaltiger dort verbringen. Der Prozess wird im Mai mit den Plädoyers und dem Urteil beendet.

Wie berichtet, hat der Bochumer gestanden, im September 2013 eine Frau vergewaltigt zu haben. Für die 32-jährige wurde ein Albtraum schreckliche Realität. Nachts stand der wildfremde Mann plötzlich vor ihrem Bett. Er war durch das auf Kipp stehende Toilettenfenster in die Wohnung an der Einmündung Wegescheid/Haldenstraße gestiegen. Bei sich trug er Kabelbinder und Reizgas. Die Frau wurde geschlagen, geknebelt und gewürgt, bevor sie fliehen konnte. Die 32-Jährige ist nach dem Verbrechen sofort aus der Wohnung ausgezogen.

„Sexuellen Sadismus“ erkennen die Psychiater Norbert Leygraf (Essen) und Kristina Kruse (Münster) beim Täter. In ihrem Gutachten zeichnen sie das Bild eines klassischen Verlierers. Die Ehe der Eltern zerrüttet, Schläge, Vernachlässigung, Alkohol: Eine demütigende Kindheit und Jugend mündet im Schulabbruch, Hartz 4, Gewalt, Drogen.

Verstörender Charakter

Die sexuellen Fantasien kreisen alsbald um Macht, Erniedrigung: ein Ventil für die eigene Schwäche, das eigene als kümmerlich empfundene Dasein. Zehn Stunden täglich schaut er sich Gewaltpornos mit Vergewaltigungen und Strangulationen an. In jener Septembernacht zieht er los, um auszuleben, was ihn im Film erregt hat. Danach schaut er wieder Video: diesmal mit Kannibalen.

Die Psychologen attestieren dem 29-Jährigen eine schwere Persönlichkeitsstörung und „seelische Abartigkeit“. Zwar habe er die Tat gezielt und skrupellos vorbereitet. Gleichwohl ist er für Prof. Leygraf nur bedingt schuldfähig. Seine Steuerungsfähigkeit sei „deutlich beeinträchtigt“ gewesen. Eine Unterbringung in der Psychiatrie sei geboten, um weitere Schreckenstaten zu verhindern. Für wie lange?, fragt der Staatsanwalt. „Für viele Jahre.“

Der schmächtige 29-Jährige verfolgt die Verhandlung mit leerem, starrem Blick. Der Prozess wird im Mai mit den Plädoyers und dem Urteil beendet.