Ruhr-Universität will die Experimente ab 2009 einstellen. Mit Freude reagierte die Tierrechtsorganisation Peta auf die Nachricht. Sie hatte zuvor sogar schon die NRW-Landesregierung zum Handeln aufgefordert.

Als „grausam” und „wissenschaftlich nicht sinnvoll” bezeichnet die Tierrechtsorganisation Peta das, was in den Labors der Ruhr-Universität Bochum (noch) vor sich geht. An Affen wird erprobt, inwiefern ihr Gehirn auf Informationen reagiert, die über das Auge aufgenommen werden. Von den Erkenntnissen, die dabei gewonnen werden, erhoffen sich die Forscher, beim Menschen Krankheiten wie etwa Parkinson früher erkennen zu können. Daran zweifelt Peta allerdings. In einem Brief an die NRW-Landesregierung forderte die Initiative ein Verbot der Affenversuche in Bochum. Derweil will die Hochschule von sich aus und unabhängig von Petas Protest die Experimente im kommenden Jahr einstellen. Das sagte Professor Franz Narberhaus, Dekan der Fakultät für Biologie und Biotechnologie, gestern zur WAZ.

Professor Franz Narberhaus, Uni Bochum, Fremdbild
Professor Franz Narberhaus, Uni Bochum, Fremdbild © Fremdbild

Die Entscheidung stehe im Zusammenhang mit dem Ausscheiden von Professor Klaus-Peter Hoffmann, Leiter des Lehrstuhls für Allgemeine Zoologie und Neurobiologie, im Sommer 2009. „Es lohnt sich nicht, in Bochum für eine kleine Gruppe von Wissenschaftlern eine ganze Infrastruktur für Affenversuche aufrecht zu erhalten”, erklärt Naberhaus. Experimente dieser Art seien etwa in Göttingen besser aufgehoben, da es dort auch ein Primatenzentrum gebe. An der Ruhr-Uni hätten die Affenversuche nur eine untergeordnete Rolle gespielt.

Peta hatte zuvor ein drastisches Bild von den Experimenten an der Ruhr-Universität gezeichnet: „Durch Trinkentzug zwingt man die Affen, stundenlang in einem „Affenstuhl” still und fixiert zu sitzen, anschließend bohrt man ihnen den Schädel auf und führt Elektroden in das Gehirn ein. Ein Metallbolzen wird auf den Schädelknochen geschraubt, so dass der Kopf der Tiere an einem Gestell festgeschraubt werden kann. Die fixierten Tiere müssen auf einen Bildschirm schauen und dabei Aufgaben erledigen, zum Beispiel bei bestimmten Bildern einen Hebel bedienen”, teilte die Organisation mit.

Matthias Schmidt, der Tierschutzbeauftragte der Universität, betont auf Nachfrage der WAZ jedoch, dass alle Auflagen bezüglich der Haltung und Behandlung der Affen eingehalten würden. Ansonsten hätte man seitens der zuständigen Landesbehörde auch nicht die erforderliche Genehmigung für die Tierversuche erhalten. „Jeder Tierversuch muss begründet werden, eine siebenköpfige Ethik-Kommission spricht anschließend eine Empfehlung darüber aus, ob eine Genehmigung erteilt wird oder nicht”, sagt Schmidt.

Nach Schmidts Angaben werden in den Tierställen der Ruhr-Uni zehn Makaken gehalten, an drei von ihnen wird experimentiert. Die Affen würden auf einem Stuhl festgeschnallt und müssten auf bestimmte Reize wie ein roter Punkt auf einem Bildschirm reagieren. Die Ergebnisse seien übertragbar auf den Menschen. Reagiert ein Affe auf einen dieser Reize nicht oder nur verlangsamt, könne dies ein Anzeichen für einen Gehirnschaden sein. Auf den Menschen übertragen bedeute dies wiederum, dass mit Hilfe eines solchen Verfahrens Erkrankungen wie Parkinson frühzeitig diagnostiziert werden könnten. Etwa dann, wenn der (menschliche) Proband ebenso nicht auf einen Reiz reagiere.

Peta zeigt sich von solchen Erklärungen weiterhin unbeeindruckt und verweist darauf, dass es mittels moderner Technologien möglich sei, direkt in das Gehirn von Menschen zu blicken. Mit einer Magnetresonanz-Tomographie etwa könnten ebenfalls die Verarbeitung von Nervenreizen im Gehirn untersucht und erforscht werden. Tierversuche seien daher überflüssig.

Makaken sind mittelgroße Primaten mit stämmigem Körper und kräftigen Gliedmaßen. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Afghanistan über Süd- und Südostasien bis nach Japan.

Kommentar: Rechtlich okay