Bochum. Beim Fahrsicherheitstraining der Verkehrswacht Bochum lernen die Teilnehmer den richtigen Umgang mit ihrem Zweirad. Zum Unterricht gehören unter anderem Turneinlagen und waghalsige Bremsmanöver. Richtiges Fahrkönnen entwickelt man aber erst beim langsamen Fahren, sagt der Fahrsicherheitstrainer.

Bikertreffen mal anders – Statt Rocker mit Lederwesten ließen am Samstag unterschiedlichste Biker-Typen gemeinsam ihre Zweiräder aufheulen. Beim Fahrsicherheitstraining der Verkehrswacht Bochum an der Mesemannstraße ging es aber nicht um die längste Vorderradgabel oder den lautesten Auspuff: „Es geht um Unfallprävention“, stellte Guido Jabusch, der Fahrsicherheitstrainer klar. Zwölf Motorradfahrer nahmen an dem Training teil, um vorbereitet in die Saison 2014 zu starten.

Jabusch ist Polizist und sitzt auf zwei Rädern, seit er fünfzehn Jahre alt ist. „Damals habe ich mein Fahrrad verkauft um die 700 DM für mein erstes Mofa zusammen zu bekommen“, erinnert er sich. Mittlerweile fährt er ein schweres BMW-Motorrad und moderiert seit rund 17 Jahren Sicherheitstrainings für Motorradfahrer. Bereits zum zweiten Mal findet das Training am DHL-Standort auf dem ehemaligen Nokia-Gelände statt. „Die DHL-Fahrer haben ja auch etwas davon, wenn die Motorradfahrer sicherer sind“, so Jabusch.

Vom Harley-Fahrer bis zum Jungspund sind alle Biker-Typen vertreten

Mittlerweile haben sich die Teilnehmer in dem kleinen Konferenzraum zusammengefunden – man duzt sich unter Bikern. Jabusch beginnt, ein wenig wie in einer Selbsthilfegruppe, mit einer Vorstellungsrunde. So unterschiedlich wie ihre Zweiräder sind auch die Fahrer: der typische Mitvierziger, der sich in seiner Midlife-Crisis seinen Traum mit einer BMW erfüllt, der Jungspund der zum ersten Mal auf einem japanischen Rennmotorrad sitzt oder der Harley-Fahrer, dem Kurven nicht so sehr liegen. Sogar ein Rollerfahrer möchte die Grenzen seines Fahrkönnens erweitern.

Dann geht es zum praktischen Teil – Lederkombis werden angelegt, Helme aufgesetzt, Handschuhe angezogen und schon erfüllt des Knattern, Wummern um Brummen von schweren Motoren die Mittagsluft. Wer jetzt waghalsige Motorrad-Stunts erwartet, wird erst einmal enttäuscht. „Ich nenne es Turnen“, grinst Jabusch und führt es vor: einhändiges Kurven-Fahren, auf der Sitzbank knien und die Beine beim Fahren auf den Tank legen. „Es geht darum ein Gefühl für sein Motorrad aufzubauen“, erklärt er.

Turneinlagen und Slalomfahren

Nach zirkusreifen Einlagen geht es zum Slalom. „Dabei geht es vor allem um die Blickführung“, doziert Jabusch. Das Ziel: Nicht direkt vor das Bike oder gar auf das nächste Hütchen konzentrieren. Wer seinen Blick weiter nach vorne richtet nimmt trotzdem noch die Hindernisse wahr und zirkelt sein Zweirad sicher durch den Parcours. „Ich brauche gar nicht mehr zu schauen, wohin der Fahrer schaut“, so der Trainer, „ich sehe es schon daran, wie sauber er die Kurven fährt.

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Nach einer kurzen Kaffeepause wird es ernst: kontrollierte Notbremse. Mit dreißig Kilometern pro Stunde geht es los, dann „voll in die Eisen gehen“, mit der Hinterradbremse zuerst. Reifenquietschen und das Knattern von Antiblockiersystemen klingen über den Platz. Schrittweise steigern die Teilnehmer ihre Geschwindigkeiten, benutzen auch die Vorderradbremse. Die Bremswege werden länger und sogar das eine oder andere Hinterrad hebt ab. Zwischendurch frischt Jabusch das Wissen über Reaktionszeit und Lastenwechsel auf. Dann geht es zur Würstchenpause.

„Fahrkönnen entwickelt sich beim langsamen Fahren“

Zum Abschluss stehen Ausweichmanöver auf dem Programm. „Das entspricht typischen Notsituationen im Innenstadtbereich“, meint Jabusch. Auch langsames Fahren und Bremsen in der Kurve wird am Ende geübt. „Die Sicherheit und das Fahrkönnen entwickeln sich vor allem beim langsamen Fahren“, begründet Jabusch und verabschiedet nach einem fünf Stunden langen Motorradtag die Teilnehmer mit letzten Tipps.