Bochum..

Auf der Fläche Lothringen hatte die Firma Vaillant begonnen, ihr Geojetting-Verfahren zur Erschließung von Erdwärme weiter zu verfeinern; eine neue Gesellschaft des Unternehmens hatte ein Joint Venture mit dem Geothermiezentrum Bochum gebildet. Das Gelände in Gerthe-Süd sollte zu einem Schwerpunkt für Erdwärme werden.

Nun hat sich Vaillant, wie am Rande des gestern begonnen Geothermiekongresses zu erfahren war, aus Bochum in Richtung Gera zurückgezogen. „Wir wollen die Technologie von uns aus weiterentwickeln“, erklärte dazu Prof. Dr. Rolf Bracke, Vorstand des Internationalen Geothermiezentrums Bochum (GZB). Vaillant hat sich, wie Sprecher Jens Wichtermann auf Anfrage erklärte, ganz aus dem Bohrgeschäft herausgezogen. „Früher hab es einen Engpass bei den Bohrkapazitäten. Das ist heute anders. Wir stellen Wärmepumpen her. Gleichwohl wird das Geojetting-Verfahren in Bochum betrieben.“

Im nächsten Jahr will das Geothermie-Zentrum im Bergbaumuseum eine dauerhafte Kommunikationsplattform einrichten. Ansprechpartner sind Bürger und Wissenschaftler, und Ziel wird sein, die Akzeptanz für Erdwärme zu erhöhen. „Wir wollen dort demonstrieren, dass etwa die Erschütterungen, die durch Bohrungen entstehen, vergleichbar sind mit denen der Herner Straße oder der U35.“

Hohe Bohrkosten

Immer mehr hiesige Firmen nutzen Geothermie, aktuell das Unternehmen Reich; auch für die Beheizung des Exzenterhauses wurden Bohrungen angestrengt. Solche Investoren arbeiten eng mit dem Geothermiezentrum an der Lennershofstraße zusammen. Dazu wurde ein Netzwerk-Management entwickelt, über das sich gerade auch kleine Unternehmen informieren könnten.

Der Bundesverband Geothermie besteht seit 20 Jahren. Im Ruhr-Congress dreht sich drei Tage lang alles um die Entwicklung der Erdwärmenutzung. „Ziel ist, Geothermie überall einzusetzen. Noch sind wir technisch nicht soweit“, sagte Prof. Reinhard Hüttl, Vorstand des Deutschen Geo-Forschungszentrums. So sind derzeit etwa die Bohrkosten noch zu hoch; sie liegen bei bis 80 Prozent der Gesamtinvestition.

500 Millionen Euro

Im Ruhrgebiet wird überwiegend oberflächennahe Geothermie verwendet, eine Herausforderung vor allem für den riesigen Altbestand an Wohnungen, findet Waldemar Müller-Ruhe, Präsident des Bundesverbands.

Das erste Projekt in Tiefengeothermie (bis 1200 Meter) in Bochum will das GZB im Süden der Stadt verwirklichen, nachdem „Prometheus“ nicht weiter verfolgt wurde. Eine neue Art der Bohrtechnik soll Gesteine hydraulisch erschließen und ab 2014 ins Fernwärmenetz einspeisen.

Das Land NRW unterstützt das Geothermiezentrum finanziell. Doch noch sei der so genannte Findigkeitsfonds beim Bund nicht ausreichend ausgestattet, erklärte dazu Udo Paschedag, Staatssekretär im Umweltministerium. Benötigt würden insgesamt für das Geothermieprogramm 500 Millionen Euro auf zehn bis 15 Jahre.