Bochum. Eine verschickte Broschüre und ein Begleitbrief samt Weihnachtsbotschaft des Vorstands-Chefs von Opel, Karl-Thomas Neumann, ging nicht an die Bochumer Belegschaft. „Aus Rücksicht“, heißt es im Werk. Betriebsrats-Chef Rainer Einenkel aber sagt: Das ist „respektlos und unwürdig“.
Kaum ist der Ärger um die ungeschickte und in Bochum als despektierlich empfundene Opel-Werbebotschaft von Jürgen Klopp verflogen, der BVB-Trainer hatte in einem TV-Sport fabuliert, mit Opel gehe es nur noch aufwärts, gibt es beim Autobauer neuerliche atmosphärische Störungen. Diesmal geht es um einen Weihnachtsbrief des Opel-Vorstandsvorsitzenden Karl-Thomas Neumann und eine Broschüre mit dem Titel „Opel is back“ – Opel ist zurück. Beides lag am vergangenen Samstag im Briefkasten aller Opel-Beschäftigten in Deutschland – nur nicht in denen der Bochumer Belegschaft.
Aus Sicht von Rainer Einenkel ist das „respektlos und unwürdig“, so der Betriebs-Chef. Es gebe kein Wort des Dankes für die gute Qualität der Zafira-Produktion. Und dass das Bochumer Werk seinen 50. Geburtstag gefeiert hat, sei ebenso keine Zeile wert. „Bochum findet da gar nicht mehr statt“, so Einenkel. In Bochum interpretieren sie den Titel „Opel ist back“ als „vergessen und weg“. Zumal Neumann in der Broschüre schreibt: „Ich setze voll auf Sie. Sie bringen Opel zurück auf die Erfolgsspur.“
Schließung des Bochumer Opel-Werks ist keine Erfolgsgeschichte
Und Bochum? Es wäre unsensibel gewesen, Brief und Broschüre an die Bochumer Belegschaft zu schicken, heißt es im hiesigen Werk. Denn darin gehe es um eine Erfolgsgeschichte. Und die Schließung in Bochum Ende 2014 sei keine Erfolgsgeschichte, das müsse man einräumen. Jeder, der den Katalog haben möchte, bekomme ihn. Und plötzlich war am Nachmittag auch eine Weihnachtsbotschaft Neumanns an die Bochumer Mitarbeiter im Umlauf, in der er noch einmal um Verständnis für die Schließung wirbt, Dank ausspricht für die geleistete Arbeit und erklärt, „Opel wird in den kommenden Jahren 60 Millionen Euro am Standort Bochum investieren.“
Viel Rauch um Nichts also? Zumal Karl-Thomas Neumann versichert, der Vorstand werde sich dafür einsetzen, „dass tragfähige Perspektiven für die Menschen in Bochum erarbeitet werden“.
Botschaft sollte sich an alle Beschäftigten richten
So einfach könne man es sich nicht machen, argumentiert Rainer Einenkel. Ein großes Unternehmen mit entsprechendem Budget und Personal müsse es möglich machen, eine Botschaft zu verschicken, die sich an alle Beschäftigten richtet und alle Entwicklungen im Haus einschließe.
Vielleicht sähe das Opel-Vorstandschef Karl-Thomas Neumann im Nachhinein auch so. Zumal ein Teil seiner Botschaft an die Belegschaft außerhalb Bochums die Erkenntnis ist: „Und vor allem brauchen wir mehr Verantwortungsbereitschaft und Kritikfähigkeit in den eigenen Reihen!“