Bochum. Den Spruch von Jürgen Klopp in der jüngsten Werbung für das Modell Mokka, „Mit Opel geht es ja nur noch bergauf“, findet gerade in Bochum nicht jeder lustig. Der Markenbotschafter wird im Unternehmen gefeiert. Vor Ort wirbt Sprecher Alexander Bazio für eine differenzierte Betrachtung des Spots.
Jürgen Klopp hat trotz des Sieges in der Champions League gegen den SSC Neapel im Moment andere Sorgen. Aber dass seine Sympathie-Werte im Raum Bochum momentan nicht die besten sind, damit muss er auch leben. Der Erfolgstrainer von Borussia Dortmund und Marken-Botschafter von Opel hat sich mit dem jüngsten TV-Spot für das Modell Mokka Unmut zugezogen.
Dass er den Hinweis auf die Bergabfahrhilfe in dem schmissigen Werbefilm süffisant mit der Bemerkung kontert, die sei doch gar nicht nötig, denn: „Mit Opel geht es ja nur noch bergauf“, zeuge von mangelndem Fingerspitzengefühl.
Arbeitsplätze gehen verloren
Findet jedenfalls WAZ-Leserin Gudrun Goldschmidt, die sagt: „Der VfL Bochum veranstaltet ein Solidaritätsspiel unter dem Motto 'Eine Region steht auf' und zeigt damit seine Verbundenheit mit den vielen hundert Kolleginnen und Kollegen, die durch die Werksschließungen von Opel und Outokumpu ihre Arbeitsplätze verlieren. Der BVB hingegen verhöhnt mit seinem Trainer – und damit einem wichtigen Repräsentanten des Vereins – diese Menschen. Sicherlich treffen diese Werksschließungen auch Fans des BVB.“ Aus Sicht der Bochumerin ist der neueste Opel-Spot ein Flop.
Im Vorjahr sorgte Trikotwerbung für Empörung
Schon einmal ging eine Werbebotschaft in Bochum gehörig daneben. Im Sommer des vergangenen Jahres warb der BVB mit einem großflächigen Werbeplakat an der „Drehscheibe“ für sein damals neues Trikot und sorgte so für Empörung unter den VfL-Fans, die sich im sozialen Netzwerk „Facebook“ in der Gruppe „Nicht in meiner Stadt“ zusammenschlossen.
Das Centermanagement der Drehscheibe verwies damals darauf, dass es sich um eine bundesweite Werbeaktion des BVB-Ausrüsters handele, sprach sein Bedauern aus und ließ das Plakat schließlich entfernen, nachdem beide Aktionspartner dem zugestimmt hatten. Selbst eingefleischte BVB-Anhänger hatten eingeräumt, dass die Aktion wohl doch etwas zu weit gehe.
Zumal er in der Rüsselsheimer Konzernzentrale auch noch geradezu euphorisch gefeiert wird. Mit dem Spot „trifft der Markenbotschafter in Schwarze“ heißt es in einer Erklärung der Kommunikations-Abteilung. Und das neue Marketing-Vorstandsmitglied Tina Müller spricht davon, Opels Image solle wieder „auf ungewöhnliche Weise“ thematisiert werden.
Emotionen und Fakten trennen
Und das wird es so wohl auch. Im Bochumer Werk sind sie derweil womöglich aber nicht so erfreut über den Fall. „Man muss beides voneinander trennen“, beschwichtigt Sprecher Alexander Bazio.
Die Verkaufserfolge für die neuen Modelle Adam und Mokka gebe es nun mal, auch sei der Spot wie einige andere schon vor dem jüngsten Abschluss des Sozialtarifvertrags für das Bochumer Werk gedreht worden, in dem Eckpunkte des Ausstiegs von Opel aus der hiesigen Fahrzeugproduktion festgelegt werden.
Aus Bochumer Sicht verständlich
Aber: „Aus Bochumer Sicht kann ich verstehen, dass man hier etwas anderes empfindet“, räumt der Kommunikationsexperte ein. Er weiß zu genau, dass das zarte Pflänzchen Optimismus, das sich offenbar momentan im Konzern breit macht, schnell wieder einknicken kann.
Zumindest könnte es jetzt wackeln. Denn: Es ist, als ob Opel der Kerngedanke jeder Werbung, sie müsse Emotionen hervor rufen, brachial auf die Füße fällt.