Bochum. Bruchteile des Adventskometen ISON könnten den Höllenritt um die Sonne überstanden haben. Das sagt eine Astronomin aus Bochum. Doch der zwischenzeitlich bereits totgesagte Schweifstern beschäftigt die Forscher weiterhin. Ein weithin sichtbares Himmelsspektakel sei allerdings nicht mehr zu erwarten.

Das Schicksal des Adventskometen ISON beschäftigt weiter die Astronomen. Womöglich könnten doch Teile des Kometen dessen Vorbeiflug an der Sonne überstanden haben, wie aktuelle Aufnahmen von Sonnensonden am Freitag nahelegten. "Ein Bruchteil des Kometen hat offenbar überlebt und ist auf der anderen Seite der Sonne wieder hervorgekommen", sagte die Bochumer Astronomin Susanne Hüttemeister. Nach der Sonnenpassage von ISON am Donnerstagabend hatten US-Forscher zunächst die Auffassung vertreten, der Komet habe sich wohl aufgelöst.

Der Schweifstern hatte am Donnerstag gegen 19.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit den sonnennächsten Punkt seiner Bahn erreicht. Im Vorfeld waren Wissenschafter davon ausgegangen, dass der Komet Anfang Dezember ein prächtiges Himmelsschauspiel liefern könnte - falls er seinen Vorflug an der Sonne weitgehend unbeschadet übersteht. Nach der Sonnenpassage von ISON äußerte sich Hüttemeister nun zurückhaltend zu möglichen Beobachtungschancen. "Eine große Show für die Öffentlichkeit ist nicht mehr zu erwarten."

Der Komet war Temperaturen von 2700 Grad Celsius ausgesetzt

Zum Zeitpunkt seiner größten Annäherung an die Sonne betrug der Abstand des Kometen zum glühend heißen Zentralgestirn nur noch einen Sonnendurchmesser. Bei einer Entfernung von 1,17 Millionen Kilometern war ISON Temperaturen von 2700 Grad Celsius ausgesetzt und verlor drei Millionen Tonnen pro Sekunde.

Der im September 2012 von zwei russischen Amateurastronomen entdeckte Komet fasziniert die Forscher, da sein Ursprung mehr als 4,5 Milliarden Jahre bis in die Anfänge des Sonnensystems zurückreicht. ISON hatte sich vor mehreren Millionen Jahren aus der sogenannten Oortschen Wolke gelöst, einer Ansammlung von Gesteinsbrocken auf halber Strecke zwischen der Sonne und dem nächstgelegenen Stern. Vor ISON war noch nie ein Komet aus der Oortschen Wolke beobachtet worden, der sich der Sonne so stark annäherte. (afp)