Bochum. Der Getriebehersteller Jahnel Kestermann entlässt 102 Beschäftigte und damit fast die Hälfte der Belegschaft. Dafür stehen 2,5 Millionen Euro für die Mitarbeiter als Abfindungen bereit. Alledings beschwert sich der Betriebsrat, dass nicht alle Vorschläge für den Sozialplan umgesetzt werden.

102 Mitarbeiter und damit beinahe die Hälfte der Belegschaft des Getriebeherstellers Jahnel Kestermann erhalten nächste Woche die Kündigung. 117 bleiben im Unternehmen, das sich mit dem Betriebsrat nach mehrwöchigen Verhandlungen auf einen bis 2016 gültigen Sozialplan einigte. Betroffen von den Entlassungen sind vor allem Mitarbeiter in der Dreherei, der Bohrdreherei und der Montage. Aber auch in anderen Abteilungen wie dem Qualitätsmanagement werden Mitarbeiter gehen müssen.

Schwerpunkt neu ausrichten

Insgesamt wird sich das Bochumer Traditionsunternehmen, das seit 2011 zum koreanischen Mischkonzern Hyundai Heavy Industries gehört, neu ausrichten. Der Schwerpunkt soll künftig auf der Herstellung von Sondergetrieben als Einzelstücke oder in kleiner Stückzahl etwa für den Schiffsbau, den Bergbau oder die Lebensmittelindustrie und auf Ingenieurleistungen liegen. Getriebe für Windräder werden zwar weiter hergestellt, allerdings in deutlich geringerem Umfang.

Die Schieflage der Firma mit ihren Standorten in Wiemelhausen und in Hattingen hat vor allem mit dem eingebrochenen Markt für Windkrafträder zu tun, so Betriebsratsvorsitzender Detlef Tarn. 2007/08 habe der Produktionsanteil in diesem Bereich bei mehr als 50 Prozent gelegen. Davon kann heute keine Rede mehr sein. Und: Zugestanden werden müsse der Firmenleitung, dass eine Restrukturierung und eine Reduzierung der Kosten nötig sei.

Kleiner Teilerfolg

„Unserer Meinung nach hätte sich das aber nicht vornehmlich nur auf das Personal konzentrieren sollen.“ So hätten Prozesse optimiert werden können, etwa durch die Aufgabe des Standorts Hattingen. Der aber bleibt erhalten: 25 Mitarbeiter werden dort weiterhin Getriebe montieren. Als kleinen Teilerfolg bezeichnet es der Betriebsratsvorsitzende, dass 17 Beschäftigte weniger entlassen werden als es ursprünglich geplant war. „Wir sind froh, dass uns die Geschäftsleitung in dieser Frage gefolgt ist. Sonst konnten nach unserer Einschätzung bestimmte Abteilungen gar nicht mehr funktionieren.“

Für die Ausstiegs- und Abfindungsregelungen des Sozialplans stehen insgesamt 2,5 Millionen Euro zur Verfügung. Die Auswahl der von der Kündigung betroffenen Beschäftigten, zu der gestern der Betriebsrat angehört wurde, richtet sich nach den sozialen Kriterien Lebensalter, Betriebszugehörigkeit, Unterhaltspflicht und Schwerbeschädigung.