Bochum. Der Besuch eines Heimspiels des VfL Bochum gehört zur Pflicht für die Mitglieder des Fanclubs der Bochumer Selbsthilfeorganisation Lebenshilfe. Im Gespräch mit VfL Sportvorstand Christian Hochstätter wollen sie mehr erfahren über ihren Verein – und natürlic, wann es wieder aufwärts geht mit dem VfL.

Ein 4:0, das ist das Wunschergebnis der VfL-Fans der Lebenshilfe beim heutigen Spiel ihrer Mannschaft gegen den 1. FC Kaiserslautern. Sportvorstand Christian Hochstätter konnte da im Interview mit den fünf Mitgliedern der Selbsthilfevereinigung für Menschen mit Beeinträchtigung natürlich nur zustimmen. Vier Tage vor der wichtigen Begegnung haben die Fans dem Funktionär für ihre neue Bewohnerzeitung „So sind Wir!“ aber auch unangenehme Fragen gestellt.

„Warum verlieren wir immer alle Spiele?“, wollte etwa Marco Duhrak, Vollblut-Fan und Besitzer einer Dauerkarte, wissen. Hochstätter zögerte kurz, konnte aber keine befriedigende Antwort geben. „Leider ist diese Frage nicht einfach zu beantworten, denn dann hätten wir das Problem sicherlich schon gelöst. Fakt ist, dass es dafür wohl mehrere Gründe gibt“, sagte er. In so einer Zeit sei es jedoch umso wichtiger, betonte er, dass die Fans dem Verein die Treue halten.

Die fünf Redakteure interessierte natürlich auch Persönliches. So erfuhren sie, dass Hochstätter Bochum „geil“ findet und seit diesem Tag offiziell Bochumer ist, weil er sich am Morgen umgemeldet hat. Bereits seit September habe er eine Wohnung in der Stadt, so habe er morgens einen kürzeren Weg ins Stadion. Denn sein Arbeitstag beginnt in der Regel schon um 7 Uhr in aller Frühe und geht bis in die Abendstunden. Dass der gebürtige Augsburger vor rund einer Woche 50 Jahre alt geworden war, wussten sie natürlich und überreichten ihm dazu nachträglich noch ein passendes Präsent: Eine Zeichnung des Stadions, die einer der Fans, Jan Weyrich, selbst angefertigt hatte.

Weiter fachsimpelten die Lebenshilfe-Mitglieder mit dem Sportvorstand über potenzielle neue Spieler, den Sinn von Motivationstrainern und die Anzahl der Relegationsplätze.

Auch Hochstätter war neugierig

Doch auch Hochstätter war neugierig und so kam es, dass die Interviewer zu Interviewten wurden: Wo sitzt Ulrich Licht eigentlich, wenn er mit seinem Rollstuhl ins Stadion kommt? (Hinter der Trainerbank des Gastes.) Wie kommen die Lebenshilfe-Fans zum Stadion? (Mit Bus und Bahn oder mit dem Rollstuhlfahrdienst der Stadt.) Wie leben die Lebenshilfe-Mitglieder zusammen? (Meist wie in einer großen WG.) Und sind sie eigentlich berufstätig? (Ja, außer diejenigen, die schon in Rente sind.)

Wie das Spiel heute ausgeht, davon werden sich der Fan-Club der Lebenshilfe selbst ein Bild machen, denn viele sind live im Stadion dabei. Und drücken ihrer Mannschaft die Daumen für ein 4:0.