Bochum. Teil 19 unserer Lauf-Serie führt entlang der Erzbahntrasse zur Jahrhunderthalle. Einen schönen Ausblick über den Westpark gibt es inklusive.
Nebelschwaden liegen noch in den Baumwipfeln, die Vögel zwitschern als wir uns die Laufschuhe binden. „Am liebsten gehe ich morgens vor dem Frühstück joggen“, sagt Gisela Groß. Von ihrem Haus aus sind es nur ein paar Meter zum Startpunkt ihrer Laufstrecke. An der Kreuzung Hordeler Heide/Untere Heidestraße geht es los. Wir laufen ins Waldstückchen hinein. „Achtung, hier ist die einzig kritische Stelle der Strecke“, warnt Groß, als wir nach gut 300 Metern auf die Erzbahntrasse einbiegen. „Die Mündung ist so schlecht einzusehen, es ist sogar mal zu einem Unfall mit einem Radfahrer gekommen“, erinnert sich die 58-Jährige, die seit rund 15 Jahren regelmäßig läuft.
„Damals hatte ich ein bisschen mehr auf den Hüften“, erzählt die vierfache Mutter. Dann begann sie mit dem Joggen. Heute ist sie rund vier Mal in der Woche unterwegs, meist auf ihrer Lieblingsstrecke, die entlang der Erzbahntrasse zur Jahrhunderthalle führt. Wir passieren die ersten beiden Brücken.
Eine davon führt über die A40. „Morgens, wenn sie alle hier im Stau stehen, dann weiß ich, wie glücklich ich mich schätzen kann, dass ich jetzt an der frischen Luft bin“, sagt Groß, als wir nach einer Kurve die „kleine Schwinge“ ansteuern, die zusammen mit der futuristischen „Erzbahnschwinge“ die einzig wirkliche Steigung der Strecke darstellt. Kurz darauf sind wir im Westpark. Die Umrisse der Jahrhunderthalle tauchen zwischen den Bäumen auf. Hundebesitzer und Fahrradfahrer begegnen uns. Man kennt sich.
Kein elektronischer Schnickschnack
Die fünfte Brücke hält eine Überraschung parat. Der Blick nach unten durch das feinmaschige Metallgitter erzeugt einen skurrilen Effekt „und ist nichts für schwache Nerven“, so Groß. Wir umkreisen die Jahrhunderthalle und bekommen auf Brücke sechs einen tollen Ausblick auf den Westpark, ehe wir die siebte Brücke überqueren und uns auf den Rückweg machen.
Inzwischen ist auch die Sonne herausgekommen, das Rauschen der Autos wird lauter, wir nähern uns wieder der A40. „Gleich nur noch vorbei an der Verzinkerei“, sagt Gisela Groß, die das Laufen nur zum Ausgleich betreibt. Weil es ihr auf Minuten und Sekunden gar nicht ankommt, braucht sie auch keinen elektronischen Schnickschnack. Normalerweise misst sie ihre Zeit mit der Küchenuhr. „Bevor ich das Haus verlasse, schaue ich drauf und wenn ich wiederkomme, dann weiß ich ja, wie lange ich weg war. Das reicht mir völlig“, sagt sie mit einem zufriedenen Lächeln, als wir wieder an der Hordeler Heide ankommen. „Jetzt freue ich mich auf mein Frühstück.“