Bochum. Das Klima zwischen den Verantwortlichen in Bochum und Opel bleibt frostig. Im Wirtschaftsausschuss warfen Politiker dem Autobauer Vertrauensbruch vor. Ende des Monats bringt NRW Urban im Auftrag des Landes alle Beteiligten zusammen.

Das Klima zwischen Stadt und Politik auf der einen sowie Opel auf der anderen Seite bleibt mitten im Herbst frostig. Noch immer liegt im Rathaus das von Opel beauftragte Gutachten der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) zur Zukunft der drei Werksflächen nicht vor. Im Ausschuss für Wirtschaft, Infrastruktur und Stadtentwicklung (Wist) gab es dazu am Mittwoch klare Worte.

„Das ist kein Zeichen für einen vertrauensvollen Umgang miteinander“, sagte Roland Mitschke (CDU), nachdem Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz (SPD) mit einem Kopfschütteln die Frage beantwortet hatte, ob Opel die Studie der Stadt mittlerweile zur Verfügung gestellt habe. Opel habe „durch eine gezielte Indiskretion“ seine „Position in die Öffentlichkeit gebracht“, sagte Dieter Fleskes (SPD). „Wir lassen uns davon aber nicht aus der Ruhe bringen“, so der Ausschussvorsitzende.

Gute Chancen für Logisitk-Ansiedlung

Wie berichtet, sieht das BCG-Gutachten gute Chancen für die Ansiedlung von Logistik und Medizintechnik auf den Flächen der drei Opel-Werke nach dem Ende der Autoproduktion. Als eher schlecht werden die Möglichkeiten zur Gewinnung von Arbeitsplätzen in den Bereichen, Maschinen- und Anlagenbau, Handel- und Dienstleistung und Autozulieferern bewertet. Die Stadt hatte indes in einem Workshop Ende Juni durchaus Potenziale in diesen Bereichen erkannt und insbesondere die Fläche des Opel-Werks in Laer als Standort für universitätsnahe Dienstleistungen und Institute ausgemacht. „Das schafft unnötig Unruhe“, kommentierte OB Scholz Opels Vorpreschen bereits Ende August.

Christa Reicher (TU Dortmund) stellte dem Ausschuss am Mittwoch die Ergebnisse des städtischen Workshops vor (wir berichteten). Explizit sprach sie sich dafür aus, auf der Fläche in Laer Wohnbereiche auszuweisen. Damit sei „rund um die Uhr Lebendigkeit“ gewährleistet. Uwe Vorberg (Linke) sieht indes „Konflikte vorprogrammiert“, immerhin bleibe die Fläche ein Gewerbe- und Industriegebiet.

NRW Urban startet am 27. September

„Wir sollten Möglichkeiten aufzeigen und keine Festlegungen treffen“, warnte Roland Mitschke. Die Entwicklung der Flächen dauere zehn bis 15 Jahre und müsse sich letzlich an den Bedürfnissen des Marktes orientieren. In die gleiche Richtung äußerte sich Günter Gleising (Soziale Liste): „Es wird Fälle geben, da werden wir sagen, wir wollen es nicht, machen es aber trotzdem, um Arbeitsplätze zu schaffen.“

NRW Urban wird am 27. und 28. September im Exzenterhaus das angekündigte Werkstatt-Verfahren des Landes starten, an dem u.a. Land, Stadt, Opel und IHK teilnehmen. Ziel ist eine Machbarkeitsstudie zur Entwicklung der Flächen. Der Rat der Stadt wird am 26. September die Position beschließen, mit der Bochum ins Verfahren geht.

Opel-Sprecher Alexander Bazio kündigte gegenüber der WAZ am Mittwochabend an, dass die Opel-Studie bis zum 26. 9. der Stadt vorliegen werde.