Bochum. Verschönerungsarbeiten in den Favelas, den Armenvierteln des Landes, gelebte Kirche und natürlich Sightseeing. Dies alles stand während der dreiwöchigen Reise der Bochumer Jugendgruppe nach Brasilien auf dem Programm. Wie sie dem Papst und der Mafia begegneten.
„Wir haben ein Land kennengelernt, in dem etwas passiert und in dem die Menschen auch Mut zur Veränderung haben.“ Dies ist einer der intensivsten Eindrücke, die Andreas Strüder, BDKJ-Diözesanseelsorger, gesammelt hat. Drei Wochen Brasilien zwischen gelebter Kirche und Besuch der Favelas liegen hinter den 45 Teilnehmern der Fahrt des Bistums Essen, zu denen auch zehn Bochumer, unter anderem der Stadtjugendseelsorger Matthias Feldmann, gehörten.
Grund der Reise: Die Teilnahme am Weltjugendtag in Rio. Zwei Jahre lang haben die Regionalgruppen Bochum, Essen und Oberhausen die Reise in das Land mit fremder Kultur, Sprache und anderem Klima geplant. „Auch das Thema Sicherheit war ein ganz wichtiger Faktor“, erläutert Strüder.
Neben einem Tourismusprogramm mit dem Besuch des Zuckerhutes und dem Berg Corcovado mit der Christus-Statue Cristo Redentor, dem Wahrzeichen von Rio, stand die Mitarbeit in verschiedenen Sozialprojekten auf dem Plan. Die Gruppe engagierte sich in den brasilianischen Comunidades. Comunidade ist ein neutraler Begriff für Favela, ein Armenviertel.
Positives Bild von Kirche
„Wir haben etwa beim Streichen und dem Aufbau von Schaukeln für Kinder im Complexo do Turano in Rio geholfen. Diese Favela wurde vor drei Jahren befriedet“, erläutert Matthias Feldmann. Der Seelsorger erinnert sich an seine Brasilien-Erfahrungen während des Studiums. Vor 15 Jahren konnte man diesen Bereich wegen der Drogenmafia kaum durchqueren.
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Die zweite Woche stand ganz im Zeichen gelebter Kirche mit Katechesen, Papst-Willkommen, Kreuzweg und dem großen Abschlussgottesdienst, an dem rund drei Millionen Menschen teilnahmen. „Es war ein großartiges Erlebnis, dem Papst so nahe zu sein“, hält Strüder fest. „Alle Teilnehmer konnten sich ein sehr positives Bild von Kirche machen und wurden in ihren Anstrengungen, Kirche zu leben und Menschen zu helfen, auch vom Papst bestärkt.“
Mafia für bessere Lebensbedingungen
Während eines Besuches einer nicht befriedeten Comunidade in der dritten Woche hat sich die Gruppe ein Bild von sozialen Projekten vor Ort gemacht. Hier dient etwa der Kampfsport Jiu Jitsu rund 80 Jugendlichen, Vertrauen zu ihrem Trainer aufzubauen. Erst dann kann mit ihnen gearbeitet werden.
In diesem Viertel hat die Mafia noch die Fäden in der Hand. „Viele Mitarbeiter und der Verwalter der Favela gehören zur Mafia, ohne ihre Zustimmung geht nicht viel. Aber auch die Mafia möchte die Lebensbedingungen verbessern. Daher ist eine Zusammenarbeit möglich“, so Strüder. Er ist begeistert von den Menschen und den Projekten: „Nicht nur wir Bochumer Teilnehmer waren beeindruckt von der Gastfreundschaft der Brasilianer und ihrem Willen, etwas zu bewegen und zu verbessern. Wir haben uns in den drei Wochen sicher gefühlt und gemerkt, dass die Menschen Perspektiven suchen und dafür hart arbeiten“, so der Seelsorger.