Bochum. . Die Fassade des Gymnasiums am Ostring muss bekanntlich in den Neubau des Justizzentrums integriert werden. So lautet der Kompromiss eines vor Jahren erbittert geführten Schulstreites. Der Erhalt der Außenwand ist aber kein leichtes Unterfangen.

Zusammengehalten von hölzernen Bandagen, gestützt von einem mehrfach verschraubten und verwinkelten Haltekorsett steht es nun da, steingebliebener Kompromiss eines in dieser Stadt vor rund sechs Jahren erbittert geführten Schulstreites. Das ehemalige Staatliche Gymnasium Bochum, später noch nüchterner Gymnasium am Ostring (GaO). Eigentlich erinnert die Fassade nun an einen gewaltigen steinernen Kulissenbau, wie sie einst zu finden waren, in den griechischen Theatern der Antike.

Wobei es stets nur vordergründig um den Erhalt des Gebäudes ging. Die Befürworter des bis zum Bürgerentscheid ausgefochtenen Disputes sahen in der Schule mehr denn je auch eine Institution, ein Bollwerk der humanistischen Bildung, das nun drohte unterzugehen im Neuen Gymnasium.

Neues Gymnasium

Montage: Udo Kreikenbohm/WAZ FotoPool
Montage: Udo Kreikenbohm/WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
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Foto: Udo Kreikenbohm/WAZ FotoPool
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Darpe-Plakette wurde gestohlen

Rechtsanwalt Dr. Egon A. Peus ist Vorsitzender der „Vereinigung Ehemaliger Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums am Ostring“. Den alten Streit möchte er nicht noch einmal bemühen. „Was erreicht worden ist, der Erhalt der Fassade ist natürlich ein Kompromiss.“ Eine persönliche Meinung hat er auch dazu, er möchte dies jedoch nicht vertiefen, jedenfalls nicht öffentlich.

Viel wichtiger ist für ihn, „dass in unserer Stadt die Möglichkeit erhalten bleibt, schon in der Schule die alten Sprachen zu lernen. Dies möge bleiben“. Sehr bedauerlich empfindet er aber den Verlust durch den Diebstahl der Darpe-Plakette, die an den Gymnasialprofessor Franz Darpe erinnert, der an jener Schule lehrte.

„Phönix“ soll künftig Mensa zieren

Sichergestellt ist das Mosaik „Phönix“ des Künstlers Heinrich Wilthelm (1913–1969) von 1959. Nach breiter – auch öffentlich geführter Diskussion – wurde es in einem sehr aufwändigen Verfahren demontiert und eingelagert. Nach Informationen, die dieser Zeitung vorliegen, soll das Mosaik eine neue Bleibe finden in der künftigen Mensa der Gemeinschaftsschule an der Feldsieper Straße.

Wer sich ein wenig umschaut an der Baustelle und die Scharnhorststraße ein paar Schritte entlang geht, sich zurückwendet, der sieht hinter dem entkernten Inneren trutzig den Turm des Stadtwerke-Hochhauses aufragen. Die Innenwände der Schule, jetzt auch Außenwände, tragen noch die Erinnerungen einstiger Klassenverschönerungs-Aktionen: Da schauen herab ein typischer Londoner Doppeldecker-Bus, durch Wasser tollende Delphine und halb verdeckt von Bauschutt eine Berglandschaft.