Bochum..
Wer sich in Bochum die Haare schneiden lassen will, hat die Qual der Wahl: Aus 333 Friseurbetrieben gilt es, den Passenden heraus zu picken. Eine einfache Entscheidung ist das nicht, denn es ist letztendlich Vertrauenssache, wen der Kunde an seinen Haarschopf heran lässt.
In der Innenstadt wimmelt es vor Friseurangeboten. Es gibt traditionelle Salons, wie das Haarstudio „Uysun“, das seit 30 Jahren am Südring frisiert. Andere Meister schneiden bis Mitternacht die Haare oder punkten mit hippem Barinventar wie etwa das „Honey Hair“. Und es eröffnen immer weitere Salons, die Haarschnitte für zehn Euro oder weniger anbieten. Bei der Auswahl des Friseurs gibt es wichtige Kriterien. Häufig gestellte Fragen sind: Welcher Friseurladen ist ansprechend und hat angemessene Preise?
Billigfriseure sprießen
Discounter unter den Haarkünstlern sind die Läden, die Schnitte für fünf Euro anbieten. Einige Friseure halten wenig von dem Konzept. Hinter vorgehaltener Hand spricht manch einer von „Essen-auf-Rädern“. Trotzdem sprießen die Billigfriseure aus dem Boden. Dass diese auch schnell wieder verschwinden, liege an fehlenden Konzepten der Salons, sagt Friseurmeister Jörg Maffei, Inhaber von „Honey Hair“. „Keiner dieser Läden kann sich etablieren, denn sie sind austauschbar“, ergänzt er.
Ein Salon lebt von Individualität. Jeder versucht mit seiner Aufmachung das Interesse der Kunden zu erregen. So steht hinter den meisten Friseuren ein ausgefeiltes Ladenkonzept. Auch in den so genannten Discountern wartet ein hartes Stück Arbeit auf das Team. Es ist ein Risiko einen solchen Laden zu eröffnen, denn durch die Niedrigpreise kann ein Besitzer am Monatsende im Minusbereich landen. „Die meisten Menschen haben nicht das Geld, sich ihre Haare jeden Monat kostspielig in Form bringen zu lassen“, sagt Gasim Ismail (30), Inhaber des Salons „Goldene Finger“. Er schneide zu „vernünftigen Preisen“. Spitzen schneiden müsse nicht viel kosten, findet er.
"Wer Bestand haben will, muss sich einen Namen machen"
Die Friseurschwemme in den Straßen hat aber auch durchaus ihr Gutes. Sowohl für jeden Qualitätsanspruch als auch für Budgets von fünf bis 190 Euro gibt es den passenden Salon. Nicht jede Stadt kann das von sich behaupten. Der Obermeister der Friseurinnung Bochum, Edgar Pferner, wünscht sich dennoch, dass es ein Drittel weniger Läden geben würde. Durch die vielen Neueröffnungen und Schließungen ändere sich die Friseurlandschaft zu häufig. „Wer Bestand haben will, muss sich einen Namen machen“, sagt Pferner. Das gestalte sich schwierig unter den Discountern.
Die Entwicklung geht dorthin, dass es künftig drei Kategorien von Friseursalons geben wird: Zum einen die, welche zu kleinen Preisen Haare schneiden. Zu der zweiten gehören Individualisten und traditionelle Haarstudios. Und zur dritten exklusive Boutiquen, die Friseursalons in Wellnesstempel verwandeln und gepfefferte Preise haben.
Geringe Bezahlung
Die Haarstudios mit extrem günstigen Preisen können, oder wollen immer weniger Lehrlinge ausbilden. Das macht Obermeister Pferner am meisten Sorgen. Worüber sich alle egal ob Edel- oder Billigfriseur einigen ist, dass die Gehälter schlecht sind.
So liegt der Verdienst der Azubis im ersten Jahr unter 400 Euro im Monat, bei einem Arbeitsaufwand von 39,5 Stunden pro Woche. „Die Bezahlung ist ungerecht und unter aller Sau“, bringt Uli Köllner, Besitzer zweier Friseursalons, die Situation auf den Punkt. Und daran müsse sich was ändern.