Bochum. .
Seit über einem Jahr schon schaut eine Ansammlung von Betonköpfen recht friedlich aus einer Ecke des Stiepeler Kirchhofs. Jetzt hat sich an ihnen eine hitzige Kunstdebatte entzündet.
Dem Produzenten des Werkes „Kopf-Stein-Pflaster“, Christoph Werdelmann, wird vom Künstler Jochem Ahmann, Vorstandsmitglied im Westdeutschen Künstlerbund und im Deutschen Werkbund NW, in einem Brief an die WAZ ein scharfer Plagiatsvorwurf gemacht. Er, Ahmann wolle damit auf „Diebstahl geistigen Eigentums“ aufmerksam machen. Werdelmann sei ein „plumper Epigone“, der sich mit „fremden Federn schmücken“ wolle. Der Betroffene streitet diese Vorwürfe nachdrücklich ab. Er habe das andere Werk nicht gekannt.
„Sehr harter Vorwurf“
Es geht dabei um Timm Ulrichs Installation „Kopfsteinpflaster“ von 1978, das sich u.a. in Hannover im öffentlichen Raum befindet. Neben dem sehr ähnlichen Namen sind auch Werkstoff und Form identisch. Ahmann zur Werdelmann-Installation, die im Stiepeler Kultursommers 2012 realisiert worden ist: „Dem ,Künstler’ und auch den Ausstellungsmachern sollte eigentlich diese wichtige Arbeit Timm Ulrichs, eines der bedeutendsten zeitgenössischen Künstler, geläufig sein. So ist es einfach nur peinlich.“
Werdelmann sagte dazu auf WAZ-Nachfrage: „Ich habe definitiv nicht geklaut. Es gibt deutliche Parallelen, doch meine Arbeit hat einen ganz anderen Ansatz. Ulrichs arbeitet biografisch, bei mir gibt es einen eindeutigen konzeptionellen Ansatz. Der Abguss erfolgte schon 1993/94 und bildet einen Kollegen ab. Man sollte genau hinschauen.“ Weiterhin verstehe er die emotionale Seite in Ahmanns Vorwürfen nicht.
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Der Kurator der Ausstellung, Bernd Figgemeier, Ehrenvorsitzender des Bundesverbands Bildender Künstler Westfalen, reagierte auf Ahmanns Vorwürfe, die auch gegen ihn als Ausstellungsmacher gerichtete sind, so: „Das ist eine heikle Sache, aber so wichtig ist besagte Arbeit von Ulrichs nicht. Die Jury und ich kannten sie nicht. Außerdem hat die Arbeit von Werdelmann eine andere Tendenz. Ulrichs hat eine geschlossene Pflasterstrecke konzipiert. Die Aussage seines Werkes ist eine ganz andere“. Er wisse nicht, was Ahmann mit seinen Vorwürfen beabsichtige. „Das ist unkollegial und unfair, es gehört sich, Kontakt mit dem Kollegen aufzunehmen und mit ihm zu sprechen, bevor man an die Öffentlichkeit geht.“
Dr. Hans Günter Golinski, Leiter des Museums, nennt Ahmanns Intervention einen „sehr harten Vorwurf“. Es gelte grundsätzlich „gründlich zu prüfen, bevor der Vorwurf eines Plagiierens in böser Absicht“ erfolge, es bedürfe dann öffentlicher Beweise. Golinski verwies dahingehend auf viele langwierige Plagiatsprozesse: „Die Kunst wird nicht neu erfunden“.