Bochum.. Beim Starkregen am 20. Juni 2013 waren am Wiethofweg in Bochum-Werne wieder einmal die Keller vollgelaufen. Die Anwohner haben mittlerweile die Nase voll und werfen der Stadt Bochum Untätigkeit vor. Die Siedlung sei immer weiter gewachsen, aber leider nicht die Kanalisation.

Gregor Wasielewski und Heinrich Köster wohnen seit rund 70 Jahren am Wiethofweg in Bochum-Werne. Nach dem Starkregen vom 20. Juni hatten sie wieder einmal die Keller voll; die Nase voll von der „Untätigkeit der Stadt“ hatten sie schon lange zuvor. Die beiden sind nicht allein. Beim Ortstermin mit der WAZ lassen rund 20 Bewohner der Siedlung Dampf ab. Betroffen sind mehr.

„Wir haben hier ein strukturelles Problem“, so Carsten Neuwald (sein Büro im Keller wurde verwüstet: 15.000 Euro Schaden). Die Siedlung und die zufließenden Wassermassen seien gewachsen, die Kanalisation sei nicht entsprechend gewachsen. Ab der Hausnummer 14 bzw. 17 beginne das große Zittern, wenn Regen einsetze. „Es ist ein Alptraum für mich“, so Angelika Jendroszek. Man wage gar nicht mehr zu verreisen, sei ständig in Sorge. Dichtungen und hochgemauerte Türschwellen konnten das Wasser nicht aus dem Haus von Angelika Jendroszek halten.

Von den Scheitelpunkten des Wiethofwegs und des Hellbrüggenwegs sowie der Straße Am Koppstück drängten - „auch bei kräftigen Normalregen“ - große Wassermassen durchs „Nadelöhr“, durch den zu kleinen Kanaldurchschnitt, so Carsten Neuwald. Dramatisch verschärft werde die Situation durch die Wassermassen, die von der Industriestraße (zwischen Werner Hellweg und nördlicher Brücke) in den Wiethofweg drängten.

Kanal nicht regelmäßig gereinigt

„Ich stelle die Zahlung meiner Grundstücksgebühren ein“, wettert Norbert Zielinski. Unter seinem Haus verläuft der Abwasserkanal: „Ich bezahle doch nicht für eine Leistung, die nicht erbracht wird. Der Kanal wird nicht regelmäßig gereinigt.“ Die Stadt reagiere immer erst, wenn es zu spät sei. Der Meinung ist auch Erika Kuschkowitz, bei der der Heizkessel absoff und unbrauchbar wurde. Viele Schäden, bis zu 30.000 Euro im Einzelfall, waren die Juni-Bilanz. Nicht alle Anwohner waren versichert.

Müll von Lkw-Fahrern auf der Straße und in den Böschungen

Unabhängig vom Dauerlärm - rund um die Uhr - durch Lkw in der angrenzenden Industriestraße, blockierten diese Lkw auch regelmäßig die Reinigung der Gully. Die Folge: Das Wasser schießt ungebremst in die Wiethofweg-Senke. Oft lande Müll von Lkw-Fahrern auf der Straße und in den Böschungen. Bei Brummifahrern, weit über Bochum hinaus, sei die Straße als Park- und Rastplatz beliebt.

Und was sagt die Tiefbauamt dazu: Der Kanal am Wiethofweg „entspricht der gesetzlichen Vorgabe der Richtlinie EN 752 für bestehende Kanalnetze.“ An der Industriestraße sollen verstärkt eingesetzte mobile Halteverbote die Zugänglichkeit der Gullys zumindest für eine kurze Zeit ermöglichen, um sie reinigen zu können.