Bochum. Anwohner der Straße Ecksee in Bochum-Harpen erlebten am späten Donnerstagmittag bedrohliche Stunden. Keller liefen voll und die Fahrbahn wurde zum Untergrund eines Sees. „Es hat geregnet wie verrückt.“

Sein ganzes Leben lang wohnt der 63-jährige Dieter Berghoff an der Straße Ecksee in der gleichnamigen Siedlung in Harpen. Aber so eine Starkregenflut hat er noch nie erlebt. Plötzlich, gegen halb zwei mittags, verdunkelte sich alles und am Himmel schien die Hölle loszubrechen.

Berghoff: „Die braune Brühe, die von den Feldern kam, wurde durch einen Hohlweg runtergeschwemmt und setzte die Gullys zu. Und dann ging nichts mehr“, berichtete Berghoff am Montag. Wenige Meter unter seinem Haus befindet sich die tiefste Stelle der Straße. In Windeseile hatte sie sich in einen (Eck)-See verwandelt. „In der Intensität habe ich das noch nie erlebt.“

„Wir haben ihn reingebeten und ihm trockene Kleidung gegeben“

Mittendrin in dem See saß ein älterer Mann - in seinem Mercedes. Er war gegen einen Gully gekracht, der durch den unterirdischen Wasserdruck nach oben katapultiert worden war. Nun kam der Autofahrer mit dem Wagen, der bis zur Türklinke umflutet war, nicht mehr weg. Berghoff: „Wir haben ihn reingebeten und ihm etwas zu trinken und trockene Kleidung gegeben.“

Gegenüber, in einem Mehrfamilienhaus, wohnt Günter Westerdorf. „Es hat geregnet wie verrückt“, erzählte er gestern. Von der Straße und vom Harpener Bach kommend hatte das Wasser alle Kellerräume geflutet und dort auch die Gastherme zerstört. Für Westerdorf war es dramatisch in diesen Momenten: Während es draußen weiterhin krachte, blitzte und zischte, hatte er im bereits halb überfluteten Keller nachgeschaut, um zu retten, was vielleicht noch zu retten war.

Plötzlich begann der Rahmen der Stahltür, die zur Heizung führt, bedrohlich an zu knarzen: „Dann bin ich gerannt“, sagte Westerdorf und schaute auch am Montag noch etwas erschrocken drein. Schließlich war der Heizungsraum bis 15 Zentimeter unter der Decke vollgelaufen. Westerdorf hätte es aus den Schuhen gerissen, hätte die Tür sofort nachgegeben.

Große Nachbarschaftshilfe

Auch vier Tage nach dem Drama kann er in seiner Wohnung noch nicht einmal Kaffee kochen. Der Stromkasten im Keller ist hinüber. Kaputtgewässert. Zu seinem Glück kann er aber auf seinen Nachbarn von gegenüber setzen: Der bringe ihm morgens immer eine Kanne frischen Kaffee, berichtet der 63-Jährige.

Überhaupt die Nachbarschaftshilfe. Heike Fofić, die nur wenige Meter weiter in einem von mehreren Einfamilienreihenhäusern wohnt, muss zwar selbst einen immensen Wasserschaden hinnehmen, betont aber, dass die Hilfsbereitschaft „unglaublich“ gewesen sei. Auch die Feuerwehr, die ihren Keller ausgepumpt hat, wird kräftig gelobt. Ihr Ehemann Simun Fofić: „Sie war schnell da und hat bis halb drei nachts gearbeitet.“ Er selbst machte den Einsatzkräften während der Arbeit Schnittchen.