Bochum. . Knapp über 7.000 Stimmen, aktuell Platz 34: „RatzFatz“ rutscht ab. Es könnte eng werden. Höchste Zeit, per Rundmail die letzten technischen Register zu ziehen. „Viele richten sich (...) drei Extra-Mail-Zugänge ein! Dann kann man täglich mindestens von drei kostenlosen Accounts 10 x gleich 30 x voten! Das bringt’s dann!“, ruft der Zirkus an der Goetheschule seine Mitglieder, Freunde und Partner in diesen Tagen zum Massen-Mailing auf. Und ist damit nicht allein.

163 Schulen, Kitas, Kirchen, Initiativen, Vereine, Verbände und Einrichtungen sind in Runde 2 der Sparkassen-Jubiläumsaktion „Wir sind Bochum“ am Start. In der Kategorie Kunst & Kultur hoffen sie auf jeweils 1750 Euro, die die Sparkasse an 50 Projekte vergibt.

„Lappen“ aktuell auf Platz 1

Seit drei Wochen läuft die Abstimmung im Netz. Die bisherigen Resultate zeigen zweierlei:
– Nicht nur Schulen und Kitas, sondern auch kleinere Vereine schaffen es, eine Vielzahl von Unterstützern zu mobilisieren. Bester Beweis: die „Schlappen Lappen“, die neue Kindertanzanzüge und Reifen für ihren Umzugswagen brauchen. Der Karnevalsklub hat 53 Mitglieder, führt mit über 10.000 Stimmen aber das Feld vor der Waldschule (Podest für den Chor) und Hildegardisschule (Projektwoche Kunst) an und hat die Sparkassen-Förderung schon jetzt sicher.

– Die Stimmabgabe per E-Mail ist technisch ausgereifter, öffnet den Bewerbern aber eine Hintertür, massiv Zusatzstimmen zu generieren. „Stündlich kann man sehen, wie die Zahl der führenden Projekte im dreistelligen Bereich steigt. Aber bestimmt nicht, weil Hunderte von Bürgern abgestimmt haben, sondern weil findige Zeitgenossen einen Weg gefunden haben, über verschiedene Domains gleichzeitig mit Hunderten von Mail-Adressen von einem Rechner aus abzustimmen“, beobachtet WAZ-Leser Wolfgang Mai-Kellermann. So verkomme „die eigentlich gute Idee, die Bürger über die Projekte mitbestimmen zu lassen, zum Wettlauf um den Titel ,Wer kennt den besseren Internetfachmann?’“.

Auch interessant

„Wir sind wachsam“

Die Sparkasse betont: „Wir sind wachsam“. Nach den Pannen in Runde 1 habe sich die Umstellung auf das E-Mail-System bewährt. „Wir registrieren aber, dass sich einige Bewerber sogenannter Wegwerf-Mailadressen bedienen“, so Sprecherin Sabine Raupach-Strohmann. Das sei nicht im Sinne des Erfinders. Die Technikabteilung halte rund um die Uhr ein Auge auf verdächtige Adressen. „Können sie keinem Nutzer zugeordnet werden, landen sie auf der Schwarzen Liste und werden nicht gewertet.“

Derweil gelingt es renommierten Kulturschaffende kaum, bei dem Voting Anhänger für ihre Projekte zu gewinnen. Das Forum für Figurentheater (Fidena) hat es aktuell auf neun Stimmen gebracht, unterboten nur vom Theater Rottstraße mit acht Mail-Eingängen.