Bochum. . Die Bäckerei Fork hat Insolvenz angemeldet. Somit bangen 190 Beschäftigte bei einem der größten und ältesten Bochumer Backbetriebe um ihre Arbeitsplätze. Ein Grund für die missliche wirtschaftliche Lage sind die preisgünstigen Selbstbedienungsläden in den Innenstädten. Zumindest bis Ende Juli sind die Löhne der Angestellten gesichert.

Auf 113 Jahre bringt es das Familienunternehmen, das 1900 von Bäckermeister Heinrich Fork gegründet wurde: auf dem Dahlacker in Riemke, wo die Bäckerei-Konditorei W. Fork GmbH bis heute mit ihrem Stammsitz und der Produktion firmiert.

Mit 43 Verkaufsstellen nicht nur in Bochum, sondern auch in Herne, Essen und im Kreis Recklinghausen, 15 Fahrzeugen und – laut Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) – 10 Mio. Euro Jahresumsatz zählt Fork zu den Marktführern im Ruhrgebiet.

„Doch Qualität und Tradition sind nicht mehr gefragt“, klagt Betriebsleiter Rico Rehberg im WAZ-Gespräch. Seit Jahrzehnten stemme sich das mittelständische Bäckerhandwerk gegen die Selbstbedienungsläden, die bevorzugt in den Innenstädten Backwaren zu kleinen Preisen anbieten.

Handwerksbäcker müssen Discounter verlassen

Deren Teiglinge werden laut NGG oft in Osteuropa vorproduziert. „Derweil ist der Kostendruck auf unsere Betriebe, die täglich frisch produzieren, Bäcker- und Konditormeister beschäftigen und qualifiziertes Verkaufspersonal in den Läden vorhalten, stetig gewachsen“, schildert Rico Rehberg.

NGG-Sekretär Torsten Gebehart bestätigt: „Ordentliche Löhne sind nur bei einem Brötchenpreis von 25 Cent möglich. Billigbäcker verlangen in der Regel nur 15 Cent.“

Aufgefangen werden die Verluste mancher Handwerksbetriebe durch Backshops in den verkaufsträchtigen Kassenzonen von Discountermärkten. Doch auch diese Einnahmequelle versiegt. Discounter wie Lidl oder Netto gehen zunehmend dazu über, eigene Backshops mit Automaten und Selbstbedienung zu betreiben, beobachtet die NGG. Die Handwerksbäcker müssen die Discounter verlassen. „Diese Entwicklung“ , berichtet Rico Rehberg, „hat unser Unternehmen in den ersten Monaten des Jahres überrollt.“

Läden bleiben mindestens bis Ende Juli auf

Die Konsequenzen sind für Fork dramatisch. Beim Amtsgericht Bochum wurde in diesen Tagen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt. „Die Bäckerei Fork kann dem Druck der Billiganbieter und Backtheken der Discounterketten nicht mehr standhalten“, erklärt der Herdecker Rechtsanwalt Manfred Gottschalk, der zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt wurde.

Der Geschäftsbetrieb, betont Gottschalk, werde zunächst in vollem Umfang fortgeführt. Heißt: Die Fork-Läden bleiben vorerst geöffnet. Die Löhne und Gehälter der 190 Mitarbeiter seien bis Ende Juli durch das Insolvenzgeld gesichert.

Es gibt Hoffnung auf eine Zukunft für Fork. „Ich strebe eine Fortführung an“, sagt Rico Rehberg. Der 35-jährige Bäckermeister und Juniorchef wolle versuchen, das Traditionsunternehmen zu retten.