Bochum. Im Wohnbereich von Demenz-Erkrankten im Bochumer St.-Anna-Stift leben seit vier Jahren eine Katze und ein Kater: Lara und Toni laufen dort frei herum und verbreiten Lebensfreude. Auch gibt es drei Kaninchen im Innenhof. Das Bewohner und das Personal sind begeistert.

Lara und Toni sind erst fünf Jahre alt, leben aber schon seit vier Jahren in einem Wohnbereich für Demenz-Erkrankte im St. Anna-Stift. Die Katze und der Kater sind für das Wohn- und Pflegeheim in Altenbochum „nicht mehr wegzudenken“. Denn die Tiere verbreiten dort frische Lebensfreude und hier und da sogar ein Stück Glück.

Christine Bischoff, Geschäftsführerin des Stifts (140 Bewohner), sagt: „Wir haben ganz tolle Momente mit desorientierten Menschen“ - und liefert ein Beispiel: „Wir hatten eine Bewohnerin, zu der wir gar keinen Zugang mehr hatten. Sie lebte in ihrer eigenen dementen Welt.

Dann sprang der Toni auf ihren Schoß - und sie fing an, ihn zu streicheln. Sie begann auch zu lächeln und hat mit ihm geredet. Vorher hatte sie gar nicht gesprochen.“ Das sei „ein sehr schöner Moment“ gewesen. „Mir kamen fast die Tränen.“

Christine Bischoff erzählt auch von einer Bewohnerin, die morgens immer nur dann erst aufsteht, wenn vorher die Katzen in ihrem Bett erschienen sind.

„Es ist traumhaft. Die Katzen machen das Herz auf“

Die Geschäftsführerin selbst war es, die im 2009 die Idee mit den Katzen hatte. Sie sollten eine lebendige Ergänzung sein für das oft belastende Alltagsleben dort. Außerdem haben viele Bewohner selbst früher Tiere gehabt, auf die sie nun im Heim verzichten mussten. Das Stift fragte damals bei Gerhard Kipper vom Tierschutzverein „Tiere in Not“ an. Der suchte zwei Jungtiere aus - und das Wagnis begann. Jetzt bilanzierte er bei einem WAZ-Besuch in dem Heim: „Es ist traumhaft. Die Katzen machen das Herz auf.“

Die Tiere können sich in dem Wohnbereich (31 Bewohner) frei bewegen. Toni schafft es sogar, Türen zu öffnen, indem er mit den Pfoten auf die Klinke springt. Bewohner Eduard Krause („erst 94“, sagt er) erzählt: „Der Kater fühlt sich hier ganz wohl. Er ist schlau und hat Narrenfreiheit. Er kontrolliert zum Beispiel den Schreibtisch und setzt sich drauf.“ Und: „Wenn bei mir im Zimmer das Fenster geöffnet ist, springt er auf den Balkon und kommt auf demselben Wege zurück. Da brauche ich nicht die Tür zu öffnen.“ Krause berichtet davon mit schelmischer Freude.

Auch Kaninchen leben in dem Stift

Vielleicht sind die Tiere dort deshalb so beliebt, weil sie die Gabe haben, den Menschen eine Unbekümmertheit vor Augen zu führen, die sie selbst angesichts der Altersgebrechen teilweise verloren haben. Beschwerden über die Tiere gebe es nicht, heißt es im Stift. Nur eine Bewohnerin sei umgezogen.

Das St. Anna-Stift betreibt auch einen Stall mit drei Kaninchen. Der steht im Innenhof und erfreut sich ebenfalls hoher Beliebtheit.