Mit einem sanften Fußtritt kippt er den Fahrradständer seines Mountainbikes, schwingt sich lässig auf den Drahtesel – kein Problem für den 1,97 Meter großen Mann. Im Hintergrund plätschert sanft und leise der Dorneburger Bach. „Der fließt bis nach Wanne-Eickel“, klärt Andreas Jagenburg auf. Er muss es wissen, als Landschaftswächter kontrolliert der Mann mit der grünen Freizeitkleidung vier große Gebiete im kompletten Bochumer Raum. Alles ehrenamtlich, bis zu 100 Stunden pro Monat. „Allein im Frühling lege ich mit dem Fahrrad rund 1000 Kilometer zurück“, sagt Jagenburg. Sein Revier umfasst gleich vier Natur- und Landschaftsschutzgebiete der Stadt.
Zu tun gibt es genug in Bochums grünen Lungen, mehr als sich manch einer wohl vorstellen mag. Da sind die Schwarzangler, die an den Teichen nichts verloren haben, die Reiter, die „alles platt trampeln“, die Hundehalter, die ihr Tier nicht an der Leine halten oder Umweltsünder, die Müll oder Autobatterien einfach in die freie Natur schmeißen.
Kein Vergleich aber zu jenen, die heimische Gewässer mit Graskarpfen aus China und Krebsarten aus Nordamerika „bereichern“. Wohl kaum sind die exotischen Tiere über den Rhein-Herne Kanal ins Ruhrgebiet gelangt. Vielmehr sind es meist private Gartenteichbesitzer die, wie Jagenburg weiß, „die Tiere einfach im Freien aussetzten.“ Bedauerlich nur, dass die fremden Artgenossen die Nahrungsgrundlagen der heimischen Fische wegfuttern und somit Schleie immer seltener, Karausche sogar gar nicht mehr in den Teichen und Seen des Ruhrgebiets zu finden sind. Sein absoluter Höhepunkt aber bleibt: „Ein Mal fand ich im Langendreer Bach einen Kaiman.“ Das Tier war allerdings schon tot, es hatte die Kälte im Februar nicht überlebt.
Appellieren kann der gelernte Gärtner, der hauptberuflich in der Logistik auf dem Opel-Werk arbeitet, stets nur an den gesunden Menschenverstand der Spaziergänger. Peter Morgalla von der unteren Landschaftsbehörde beim Umwelt- und Grünflächenamt arbeitet eng mit Jagenburg zusammen und begleitet ihn heute auf seiner Tour. Er bedauert: „Leider hat Herr Jagenburg als Landschaftswächter ja keine Polizeigewalt, darf die Menschen nur ermahnen. Mehr halt nicht.“
So setzt sich der 50-Jährige oft zu Spaziergängern, klärt sie auf, warum sie keine Enten mit Brot füttern sollten (die Salze schaden der Leber und den Nieren) und räumt gängige Vorurteile aus dem Weg. Die Elster, die als diebisches Federvieh nicht gerade den besten Ruf genießt, hilft durch ihr Fressverhalten dabei, den Insekten- und Mäusebestand der Wälder zu regulieren.
Ansonsten gilt es, die Natur in Ruhe zu lassen. Das bedeutet natürlich nicht, dass Spaziergänger im Herbst nicht ein paar Pilze sammeln oder im Frühling mal ein Weidekätzchen abbrechen dürfen. „Auch die Handstraußregelung gilt“, betont Peter Morgalla von der Stadt umgehend. Beamtendeutsch für: Ein paar Blümchen für die Vase daheim sind in Ordnung. Die Fische und Schildkröten aus dem Gartenteich aber, die sollten bleiben,wo sie sind.