Bochum. . An der Röntgenstraße in Bochum geht die Angst um. Seit März werden die Anwohner von explosionsartigen Geräuschen aus der Abend- und Nachtruhe gerissen. Die Ursache für den lauten Lärm ist nicht bekannt. Die Polizei vermutet, dass ein Unbekannter in der Nähe mit Sprengstoff hantiert.
Der erste handschriftliche Vermerk stammt vom 18. März, 22.45 Uhr. Zuletzt hat es in der Nacht zum 1. Mai um 0.04 Uhr gerummst. Zwölf Einträge umfasst das „Explosions-Protokoll“, das Renate (62) und Klaus Hermann (65) in ihrem schmucken Eigenheim führen. Meist kracht es zwischen 21 Uhr und Mitternacht, mitunter sogar mehrfach. „Das ganze Haus wackelt, Fenster und Möbel vibrieren. Man fühlt sich wie bei einem kleinen Erdbeben“, schildern die Hermanns und ihre Nachbarn Uschi und Burckhardt Struwe, Gisela und Rudolf Herrmann, Claudia Bönig und Thomas Benning.
Druckwelle lässt Häuser wackeln
Was steckt dahinter? „Wir wissen es nicht. Und genau das bereitet uns Sorgen“, sagt Klaus Hermann. Die Detonationen seien kaum zu orten. „Wir glauben, dass sie aus Richtung Saure Wiese kommen, möglicherweise hinterm TC 06-Tennisplatz. Aber eindeutig ist das nicht.“ Nach zwei nächtlichen Schrecksekunden hat der ehemalige Polizeibeamte seine Kollegen alarmiert. Doch deren Erklärung mag die Nachbarschaft nicht folgen. „Uns wird gesagt, dass nächtliche Gleisarbeiten an der Südstraße der Auslöser seien. Aber das kann nicht sein. Woher soll dann die Druckwelle kommen?“, fragt Hermann, der auch das nahe Krupp-Stahlwerk ausschließt. „Das passt alles nicht mit der Heftigkeit der Erschütterungen zusammen.“
Wenig übrig haben dürfte er für einen weiteren Erklärungsversuch der Polizei. „Wir haben erfahren, dass in der Gegend häufig Jäger auf Kaninchenjagd gehen. Vielleicht ist das eine Lösung“, mutmaßt Sprecher Guido Meng. „Quatsch“, entgegnet Klaus Hermann. „Als erfahrener Polizist weiß ich sehr wohl, wie sich Schüsse anhören.“
Polizei vermutet, dass Handgranaten gezündet werden
Näher könnte ein anderer Verdacht der Ermittler liegen: Im Schutz der Dunkelheit werden Übungshandgranaten der Bundeswehr gezündet, mit denen – so heißt es – ein schwunghafter illegaler Handel getrieben wird. Spuren, die auf eine Granate hindeuten, seien im Bereich der Sauren Wiese aber nicht entdeckt worden. Meng: „Die Ermittlungen sind schwierig.“
Die Anwohner der Röntgenstraße sind sicher, dass die Detonationen in einem Radius von mehreren Kilometern „bis weit nach Eppendorf“ zu spüren sind. Daher ihr Appell: „Wer betroffen ist, sollte sich wie wir bei der Polizei melden. Je mehr Anrufer, desto besser.“
Zuständig ist die Polizeiwache West, 0234/909 32 21.