Bochum.. Lindenstraßen-Star Joachim Luger spricht die weibliche Hauptrolle in der „Romeo und Julia“-Lesung am 1. Mai auf der KAP-Bühne. Sieben Männer lesen das Shakespeare-Drama

„Ich muss die weibliche Seite in mir wecken“, lacht Joachim Luger und fragt: „Muss ich mich dafür eigentlich rasieren?“ Der Bochumer Schauspieler, den meisten als Lindenstraßen-Darsteller bekannt, spielt, besser gesagt: spricht, eine Hauptrolle in Shakespeares „Romeo und Julia“. Er ist am 1. Mai, 18 Uhr, auf der KAP-Bühne im Bermudadreieck die so außerordentlich unglücklich verliebte Julia.

Besetzungs-Coup

Den Besetzungs-Coup hat Initiator und Regisseur Arne Nobel gelandet. Er bringt, finanziell unterstützt von der Interessengemeinschaft Bermudadreieck und der Stadt, ein siebenköpfiges All-Star-Team der hiesigen Schauspielkunst auf die City-Open-Air-Bühne. Inspiriert vom New Yorker Shakespeare im Park, soll hier elisabethanisches Theater wiederbelebt werden. „Die Schauspieler waren damals auch alle männlich und mussten sich mit ihren Theateraufführungen gegen Bärenkämpfe und andere Spektakel durchsetzen“, sagt Nobel und schlägt als Motto vor: „Hochkultur auf der Amüsiermeile“.

Gemeinsam geprobt wird gar nicht

Zur Aufführung kommt eine Lesung, gekürzt auf zwei Mal 45 Minuten, Eintritt frei. Neben Luger agiert Thomas Anzenhofer als Romeo, Patrick Joswig als Tybalt, Heiner Stadelmann als Mercutio und Andreas Bittl, Dustin Semmelrogge und Arne Nobel selbst in mehreren verschiedenen Rollen. Gemeinsam geprobt wird praktisch gar nicht, man verlasse sich ganz auf die Klasse und die Spontaneität der Schauspieler. „Mit der Truppe habe ich ein großartiges offensives Mittelfeld“, ist sich Nobel sicher.

Viel Respekt, keine Klamotte

Trotzdem hat Joachim Luger neben der Lust auch viel Respekt: „Wir dürfen das nicht zur Klamotte machen, der Charme dieser Liebesgeschichte muss erhalten bleiben“. Seine Herausforderung sei, die „Zartheit der Figur zu erhalten.“ Nicht so einfach für einen gestandenen Mimen, waren doch die besagten „Männer“ in den Frauenrollen zu Shakespeares Zeiten zumeist Teenager.

Arne Nobel hat zuletzt bei einigen Solo-Abenden im Riff die Lesung als offene Bühnenform zu schätzen gelernt. Da sei viel Luft drin, selbst Verleser könnten da einen ganz eigenen Reiz entwickeln. Er rät den Besuchern, sich Essen mitzubringen. Ein Shakespeare-Picknick quasi.

Beginn einer Tradition?

Mit „Romeo und Julia“ soll auf der Bühne am Konrad-Adenauer-Platz eine Tradition begründet werden. Dem Rottstr5-Mit-Gründer Nobel, jetzt Chef einer vielgestaltigen „b-bande II“, schwebt vor, fortan immer am 1. Mai ein Shakespeare-Stück in dieser Form aufzuführen. Zu hoffen ist, dass diesem Ansinnen das Wetter zum Auftakt gleich einmal hold ist.