Bochum. . „Indien kann die Frauen nicht mehr schützen“, titelt die „Zeit“. Der „Stern“ berichtet über die „allgegenwärtige Bedrohung“. Die weit verbreitete Verachtung und Gefahr für Mädchen und Frauen in der indischen Gesellschaft wird nach dem Tod einer 23-jährigen Studentin, die in einem Bus von einer Gruppe Männer vergewaltigt wurde, international angeprangert. „Gut so!“, sagt Rita Römert-Steinau. „Unsere Arbeit wird dadurch verstärkt anerkannt und akzeptiert.“

Chance auf Leben“ ist Name und Programm des Vereins, den Rita Römert-Steinau 2003 gegründet hat. Als Stewardess hatte sie Indien mehrfach besucht – und war entsetzt über die Armut an Gütern und Bildung, die trotz des wirtschaftlichen Aufschwungs gerade Mädchen in den Slumgebieten besonders trifft: „Sie sind traditionell weniger wert und haben kaum eine Chance, einen Weg aus diesem perspektivlosen Dasein zu finden.“

Rita Römert-Steinau (Ehefrau des ehemaligen Bergmannsheil-Chirurgen Prof. Dr. Hans-Ulrich Steinau) machte sich zur Aufgabe, Hilfe zu leisten. Nicht allein mit Geldspenden. Sondern mit Unterstützung, die dauerhaft währt und wirkt. Mit Birgit Ruhe, Claudia Schaefer, Christiane Wegner, Martina Dichtl, Lisa Frerick- Overmeyer und weiteren Mitstreitern warb sie für Patenschaften: „10 Euro im Monat reichen, um Mädchen und jungen Frauen eine schulische und universitäre Ausbildung zu ermöglichen. Denn Bildung ist die beste Basis für Hilfe zur Selbsthilfe.“

250 Patenschaften hat der Verein seither organisiert. Verwaltungskosten fallen nicht an. Jede Reise nach Indien wird aus eigener Tasche bezahlt. Die Gelder kommen 1:1 bei den Ärmsten der Armen an. Die Hilfe ist nachhaltig. Rita Römert-Steinau: „Aus den gebildeten Mädchen werden Mütter, die wiederum ihre Töchter zur Schule schicken.“

Bochumer Verein hat schon 500.000 Euro für Indien gesammelt

Der Verein kümmert sich auch um die Infrastruktur in den Dörfern. 13 Trinkwasserbrunnen wurden seit 2003 gebaut, fünf Dorfzentren errichtet, in denen Frauen und Mädchen Obdach und Bildung finden. Jüngstes Projekt ist eine Mutter-Kind-Fürsorge. Sechs Monate vor und nach der Geburt werden Mütter und ihre Babys medizinisch betreut und von Sozialarbeitern besucht. „In zwei Dörfern funktioniert das schon prächtig. Wir wollen die hohe Sterblichkeit bei Müttern und Kindern damit drastisch senken“, gibt Rita Römert-Steinau vor.

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500 000 Euro hat „Chance auf Leben“ in den vergangenen zehn Jahren für Indien gesammelt und investiert. „Jeder Euro hilft“, sagt die Gründerin – und hofft, dass schreckliche Schlagzeilen wie in den vergangenen Wochen irgendwann ein Ende haben werden.