Bochum.. In Indien haben Frauen wenig Chancen auf Bildung. Der Verein „Chance auf Leben“ aus Bochum will das ändern. Er hat in Mumbai schon viele Projekte ins Leben gerufen. Die Vereinsgründerin überzeugt sich vor Ort über die Verwendung der Spenden.
Frauen und Mädchen gelten in Indien nicht viel. Leben dort immer noch Millionen von Menschen in bitterer Armut, hat die weibliche Hälfte der Gesellschaft keine Aussicht auf Bildung, auf einen Ausweg aus dieser Benachteiligung. „Chance auf Leben“ heißt ein Bochumer Verein, der in Mumbai (früher Bombay), einer der bevölkerungsreichsten Städte der Welt im Westen des Subkontinents, ausschließlich Mädchen und Frauen unterstützt.
Die Bochumerin Rita Römert-Steinau hat den Verein ins Leben gerufen. „Als Stewardess kam ich zunächst beruflich häufig nach Indien und entdeckte rasch meine Affinität für Land und Leute. Später flog ich auch privat hin.“
Brunnenprojekt und Ausbildungszentrum
Die katastrophalen Verhältnisse, unter denen die Menschen in den Slums, fernab der Touristenpfade, leben, machten der Bochumerin zu schaffen. Mit der Zeit knüpfte sie Kontakte zu örtlichen Hilfsorganisationen und Protagonisten, die sich insbesondere für die Frauen einsetzen. Darunter die Richterin Nilima Mehta, mit der Rita Steinert inzwischen befreundet ist.
Die Bochumerin gründete im November 2003 den Verein „Chance auf Leben“. Dieser will Mädchen eine Ausbildung ermöglichen als Voraussetzung, der Armut zu entkommen. Dazu bietet er Patenschaften an. Überdies hat er ein Ausbildungszentrum für Frauen finanziert und ein Brunnenprojekt ins Leben gerufen.
Patenschaften ermöglichen Schulbesuch
„Frauen haben dort allein den Status, Kinder zu kriegen. So werden Mädchen dort früh, ab dem elften Lebensjahr, aus der Schule genommen, um sie aufs Land zum Arbeiten zu schicken“, so konnte Claudia Schütte beobachten.
Dabei müssen die kleinen Mädchen schwer arbeiten, schleppen etwa Steine in Ziegeleien. Mit den Patenschaften soll den Kindern der Schulbesuch weiter ermöglicht werden, ohne deren Familien noch tiefer ins finanzielle Elend zu stürzen.
Die Bochumer Unterstützung geht stets Hand in Hand mit vor Ort tätigen Hilfseinrichtungen und Sozialarbeitern, die die Kontrolle übernehmen können darüber, ob die Mädchen tatsächlich die Schule besuchen. Entscheiden sich deren Familien doch für die Arbeit auf dem Land, wird die Patenschaft beendet.
Minikredite für kranke Frauen
Der Verein führt einen Kindergarten im Slum von Mumbai, mehrere Frauenzentren auf dem Land. In Karjat entstand ein Computeraum, in dem sie angelernt werden, in Shahapur ein von der Familie Schweinsberg gespendetes Lernzentrum. Frauen bekommen eine Berufsausbildung. Es werden Brunnen gebaut, um ihnen den langen Weg zur Wasserstelle zu ersparen.
Überdies gibt es Minikredite für kranke Frauen, die unter Aids oder Krebs leiden. Diese zinslosen Kredite ermöglichen den Frauen eine Existenzgründung. Dadurch können sie zum Lebensunterhalt der Familie beitragen und gewinnen somit einen ganz neuen Stellenwert, auch gesellschaftlich. Nach ihrem Tod kann ein Familienmitglied den Minikredit und damit den kleinen Laden oder Gemüsestand übernehmen, indes nur ein weibliches. Mit dieser Bedingung verhilft der Verein „Chance auf Leben“ den Frauen zu mehr Selbstbewusstsein.