Bochum. . Sie verrichten einen Knochenjob, die Müllwerker und Straßenreiniger der Umweltservice Bochum GmbH (USB). Ein „Zukunfts- und Generationenvertrag“ gewährleistet nun, dass ältere Mitarbeiter vorzeitig in den Ruhestand wechseln können. Solidarisch finanziert. Ohne gravierende Abzüge. Ohne dass der Gebührenzahler dafür zusätzlich zur Kasse gebeten wird.

„Die Arbeit eines Müllmanns ist vergleichbar mit einem Leistungssportler“, sagt Dr. Thorsten Zisowski. Mit 46 Jahren ist der USB-Geschäftsführer exakt so alt wie der durchschnittliche USB-Beschäftigte. Ein vergleichsweise hoher Altersschnitt, der sich bei den gewerblichen Mitarbeitern besonders bemerkbar macht. Wuchten, schleppen, schieben: Die Maloche fordert Tribut. 105 der 620 USB-Beschäftigten fielen 2012 für mehr als sechs Wochen aus. „90 Prozent der Krankmeldungen betrafen Müllwerker und Straßenreiniger, meist über 45“, berichtet der USB-Chef.

Die Stadt-Tochter sei „in höchstem Maße daran interessiert, die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter zu erhalten“. Auch im eigenen Interesse: Jeder Kranke muss auf den Touren ersetzt werden. Jeder Arbeitsplatz werde analysiert; die Fahrzeuge würden auf den technisch neuesten Stand gebracht; seit zehn Jahren gewährt der Arbeitgeber einen Zuschuss für das Fitnessstudio. „Wir wollen“, konstatiert Zisowski, „dass jeder Mitarbeiter bis zum Erreichen des regulären Rentenalters bei uns tätig sein kann.“

Das, weiß man in der USB-Zentrale, wird allerdings nur wenigen gelingen. Die zu erwartende Frührente hingegen ist bei 2000 Euro brutto für einen Müllwerker kärglich. Um einen vorzeitigen Übergang in den Ruhestand abzufedern, haben Unternehmensleitung und Arbeitnehmervertretung einen Solidarpakt geschlossen. Sämtliche Mitarbeiter erhalten keine Leistungsprämien mehr; der freie Tag für einen Geburtstag ist gestrichen. Kollegen ab 55 wird mit dem Verzicht aller der Weg in die Altersteilzeit geebnet. Bis zu zehn Jahre umfasst die Laufzeit: fünf aktive, fünf passive Jahre bei nur geringen finanziellen Abstrichen.

Insgesamt können in den nächsten sechs Jahren jährlich 20 Beschäftigte die Regelung nutzen. „Zehn Mitarbeiter haben schon unterschrieben“, berichtet Zisowski. Ob die Jüngeren die Einbußen klaglos hinnehmen? „Ja. Und darauf sind wir sehr stolz“, sagt der USB-Chef. „Sie akzeptieren das: zum Wohl der Älteren. Und mancher denkt sicher auch daran, später selbst in den Genuss der Altersteilzeit zu kommen.“

„Wegweisend“ für den öffentlichen Dienst nennt der USB sein neues Altersteilzeitmodell.

Schon seit drei Jahren können Mitarbeiter ab 35 ihre Überstunden auf „Lebensarbeitszeitkonten“ anlegen und am Ende früher in Rente gehen.

Wer monatlich 50 Euro für seine spätere Rente einzahlt, erhält vom USB 50 Euro dazu.