Bochum.. Bei Eis und Schnee wird der USB weiterhin auch auf den Nebenstraßen im Einsatz sein. Überlegungen, den Winterdienst in Bochum auf die Hauptstraßen zu konzentrieren, seien „hinfällig“, betonten die Geschäftsführer Werner Meys und Dr. Thorsten Zisowski am Mittwoch im Gespräch mit der WAZ.
Nach dem Rekordwinter 2010/11 hatte der USB erwogen, die Nebenstraßen (Stufe C) im Stadtgebiet nicht mehr zu streuen. „In anderen Städten, etwa in Lüdenscheid, klappt das seit Jahren hervorragend“, erklärt Werner Meys. „Viele Autofahrer kommen auf einer festgefahrenen Schneedecke besser zurecht als auf Schneematsch. Wir könnten unsere Kräfte auf den viel befahrenen Strecken bündeln.“
Allein: Der Gebührenzahler mache nicht mit. „In Bochum ist diese Lösung nicht durchsetzbar“, konstatiert Werner Meys nach ersten Versuchen. „Hier gilt: Ich zahle, also verlange ich eine Leistung. Die Straße muss geräumt werden. Alles andere wird nicht akzeptiert.“
Nah dran am Rekordwinter 2010/11
Dabei sei es für den Entsorgungsbetrieb immer schwieriger, rechtzeitig und umfassend auf eine veränderte Wetterlage zu reagieren. „Die Prognosen sind in den vergangenen Jahren zunehmend unzuverlässiger geworden“, beobachtet Werner Meys. Mitunter werde man von Schnee und Eis kalt erwischt: so wie zuletzt Mitte Februar, als unerwartet heftige Schneemengen den morgendlichen Berufsverkehr lahm legten.
Bewährt habe sich gerade in solchen Extremsituationen der neu eingeführte Zwei-Schicht-Betrieb, den die 16 Trupps von 6 bis 22 Uhr fahren. „Das macht uns flexibler und schlagkräftiger. Vorher gab es nur die Kernarbeitszeiten bis 16 Uhr mit anschließender Rufbereitschaft“, erklärt Dr. Zisowski.
Zusätzlich will der USB die Technik verbessern. Die Zahl der Glättemeldeanlagen (in die Fahrbahn eingelassene Sensoren, die aktuelle Wetterdaten an die USB-Zentrale liefern) soll bis Jahresende von vier auf acht verdoppelt werden.
Noch wollen Schnee und Frost nicht weichen. Gleichwohl zieht die USB-Spitze bereits eine positive Bilanz des Winterdienstes. „Es gab weniger Beschwerden, dafür aber manches Lob von zufriedenen Bürgern“, sagt Dr. Zisowski. Dies sei umso bemerkenswerter, als dass es der Winter 2012/13 durchaus in sich hatte. 3700 Tonnen Salz, ausgebracht an 35 Tagen, reichen fast an den Wert des Tiefkühlwinters 2010/11 heran, als 4122 Tonnen Salz gestreut wurden. Zum Vergleich: 2011/12 reichten 351 Tonnen Salz, um die vereisten Straßen zu entschärfen.
Probleme mit Prognosen
Wie kommt es, dass – wie vom USB beklagt – die Wettervorhersage so oft daneben liegt? „Es sind die Luftmassengrenzen über Deutschland, die die Prognose so schwierig machen“, sagt Diplom-Meteorologin Rebekka Krampitz von Meteomedia Bochum. Will heißen: Treffen kalte und milde Luft zusammen, versuchen beide sich durchzusetzen. Die kalte Luft will nach Südwesten und umgekehrt. Wo endet die kalte Luft, wo beginnt die milde? Welche der beiden Luftströme letztlich gewinnt, lasse sich erst wenige Stunden zuvor präzise vorhersagen.
So wie etwa im Februar, als plötzlich eine dicke Schneedecke zum Chaos auf den Straßen im Ruhrgebiet führte. „Wenige Stunden vor dem Schneetreiben sah es noch so aus, als zöge das Tief über Rheinland-Pfalz. Dann hat es doch NRW erwischt“, so Rebekka Krampitz.
Wann aber startet er nun endlich, der lang ersehnte Frühling? „Es bleibt kalt“, bedauert auch die Expertin. Auf das schöne Wetter müssen wir noch immer warten.
Äußerst unterkühlt zeigte sich der Monat März bislang. „Es war schon extrem, absolut im unteren Durchschnitt“, so Krampitz. Dennoch bleibt die Hoffnung, dass es spätestens zu Ostern zumindest wärmer wird. „Die Sonne hat mehr Kraft und kann die Kälte schon besser abbauen. Selbst dann, wenn wir in der Nordströmung bleiben.“
Was für eine herrliche Vorstellung: wärmende Sonne zu Ostern. Vorausgesetzt, sie scheint auch.