Bochum. . Bochumer Jungen regeln Fehden mit Finesse statt mit Fäusten. Der Maiabendgesellschaft ist diese Tugend 1000 Euro wert. Im Jubiläumsjahr vergibt der Brauchtumsverein erstmals einen „Preis für gewaltfreie Konfliktlösung“. Der Gewinner steht fest, soll aber erst im Rahmen des Maischützenfestes im April verkündet werden.

Die Geschichte ist überliefert: Im Mittelalter gehörte Bochum zur Grafschaft Mark, in der von 1347 bis 1391 Graf Engelbert III. regierte. Wegen eines Spottgedichtes sagte er der freien Reichsstadt Dortmund den Streit an. Die Bochumer Junggesellen leisteten tatkräftige Hilfe. Sie eroberten eine wertvolle Herde Vieh, die die Dortmunder fortgetrieben hatten, wieder zurück.

Aus Dankbarkeit durften die Jünglinge ab 1388 alljährlich am Vorabend des 1. Mai in den gräflichen Waldungen im Bockholt (heute: Harpen) einen Eichbaum abholzen. Dieser musste vor Sonnenuntergang auf den Schultern der Junggesellen durch die Beckporte nach Bochum gebracht werden: der Ursprung des Maiabendfestes, das in diesem Jahr zum 625. Mal gefeiert wird.

Gewaltfrei-Sieger steht fest

„Anno 1388 wurde gezeigt, wie man Fehden ohne Gewalt löst. An diesen historischen Kontext knüpfen wir mit unserem Preis an“, rief der Vorsitzende der Maiabendgesellschaft, Karl-Heinz Böke, Ende 2012 dazu auf, Einzelpersonen oder Gruppen vorzuschlagen, die „durch ihr couragiertes Eingreifen Konflikte abwenden, entschärfen und zu einer gewaltfreien Lösung führen“. Mehrere Nominierungen gingen ein. „Der Sieger ist eine Bochumer Gruppierung. Mehr wird noch nicht verraten“, sagte Karl-Heinz Böke am Sonntag bei der Fähnrichsverpflichtung im Hannibal-Einkaufscenter.

Familie Uhle (euco), Inhaber des Nahversorgungszentrums in Hamme, hatte zum Maiabendfest 2012 den Eichbaum gestiftet. Anlass für den Brauchtumsverein, das erste offizielle „Blau-Weiß!“ 2013 an der Dorstener Straße erklingen zu lassen. Zum Start ins Jubiläumsjahr wurde der Junggeselle Philipp Braun (Bruder des neuen Junggesellenhauptmanns Dominik Braun) feierlich vereidigt und auf die Fortführung der Traditionspflege der Maischützen verpflichtet.

Historischer Friedensschluss

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Dieser Tradition wird in diesem Jahr in besonderer Weise gedacht: Die Fehde mit Dortmund um das geklaute Vieh wird nach über sechs Jahrhunderten förmlich beigelegt. Am frühen Abend des 25. April werden zwar keine Viehherde, aber immerhin zwei Kälber durch die neu gestaltete, stilisierte Beckporte an der Großen Beckstraße getrieben. Zur Unterzeichnung des Friedensvertrages wird die stellvertretende Dortmunder Bürgermeisterin erwartet. „Ein historischer Augenblick“, freuen sich Karl-Heinz Böke und seine Maikerls.