Bochum. Seien Sie herzlich willkommen! In Bochum entsteht ein „Polnisches Haus“ - eine Dokumentationsstelle zur Geschichte und Kultur der Polen in Deutschland.

Nur mühsam ist der Schriftzug „Bank Robotników e.G.m.b.H.“ an der Häuserwand des Gebäudes Am Kortländer 2 zu entziffern. Auch an den anderen Häusern in der Nachbarschaft hat der Zahn der Zeit genagt. Wenig repräsentativ sieht etwa die Hausnummer 6 aus, die Rollladen sind geschlossen, der Lack ist ab. Dass hier in Zukunft die vom Bund großzügig mit 300.000 € im Jahr finanzierte Dokumentationsstelle zur Geschichte und Kultur der Polen in Deutschland residieren soll, erscheint bei augenscheinlicher Betrachtung eher unwahrscheinlich.

Historischer Ort

Doch es ist ein historischer Ort. Hier am Kortländer befand sich vor gut 100 Jahren das Zentrum des polnischen Kulturlebens in Deutschland. Gut 30 Organisationen hatten hier ihren Sitz - von der 1890 gegründeten Zeitung Wiarus Polski über die Gewerkschaft ZZP bis hin zu Finanzdienstleistern wie der Arbeiterbank Robotnikow. In der Hausnummer 6 hat auch heute noch der Bund der Polen in Deutschland sein Büro.

Nicht dem Berlin-Reflex gefolgt

Im Zuge der Erfüllung des deutsch-polnischen Vertrages vom 17. Juni 1991 über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit ist es am 10. Juni 2011 zum Beschuss des Deutschen Bundestages gekommen, der eine Gründung einer Dokumentationsstelle zur Geschichte und Kultur der Polen in Deutschland vorsieht. Als Träger der Stelle ist der Landschaftsverband Westfalen-Lippe ausgewählt. Für Dietmar Osses, Leiter des LWL-Industriemuseums Zeche Hannover, ist es eine „riesengroße Freude“, dass nicht der „Reflex“ erfolgte, das Projekt in Berlin zu realisieren. Solange bis die Doku-Stelle in das marode erscheinende Haus einziehen kann, wird sie an der Hordeler Museumszeche arbeiten.

Architekten prüfen geplanten Ort

Ein Architekten-Büro ist derweil schon beauftragt, sich ein Bild der Bausubstanz und vom Umfang der nötigen Ertüchtigungsmaßnahmen am Kortländer zu machen, so Osses. Als Projekt der Dokustelle ist zunächst ist ein Internetportal geplant, das als „elektronischer Atlas der Erinnerungsorte“ wirken soll. Noch in diesem Jahr könnten erste Module davon online gehen.

Die Dokumentationsstelle soll in Zukunft für das ganze Bundesgebiet arbeiten, also nicht explizit die „polnische“ Regionalgeschichte aufarbeiten. In Bochum wird trotzdem Geschichte wieder sichtbar.