Bochum.. 25.000 Bochumer über 65 Jahren leben in Ein-Personen-Haushalten. Tendenz: steigend. Nachbarschaftliche Netzwerke: vielerorts Fehlanzeige. Unterstützung durch die Familie: schwierig, wenn die Kinder nicht in der Nähe wohnen. Die Arbeiterwohlfahrt (AWo) entsendet ab Sommer „Hilfsengel“ zu alleinstehenden Senioren. Im Rahmen eines Modellprojekts werden Patientenbegleiter ausgebildet.

Müssen ältere Menschen ins Krankenhaus, sind sie häufig überfordert. „Viele Dinge sind zu erledigen. Wer allein ist, schafft das oft nicht“, weiß AWO-Seniorenberaterin Sabine Grote. In den Kliniken greift die Betreuung etwa durch die „Grünen Damen“. Aber was ist mit den Tagen vor der Einweisung? Was kommt nach der Entlassung? „Diese Schnittpunkte“, sagt Sabine Grote, „sind unbesetzt, die Betroffenen auf sich allein gestellt.“

Das soll, das wird sich ändern. Auf Initiative des Forschungsinstituts Fogera (Witten) hat die AWO Ruhr-Mitte das Modellprojekt „Patientenbegleitung“ gestartet, das künftig landesweit umgesetzt werden soll. Ehrenamtliche Mitarbeiter werden an sechs Wochenenden u.a. über Alterskrankheiten, rechtliche Regelungen und Hilfseinrichtungen vor Ort informiert.

Ersten Hilfsengel werden geschult

Derzeit werden die ersten sechs „Hilfsengel“ geschult. Günter Heinisch (66) gehört dazu. Der ehemalige Chef eines Fotohandels ist seit einem Jahr im Ruhestand. Für den Kinderschutzbund betreut er bereits einen Schüler. Wir wichtig seine künftige Arbeit für Senioren ist, erlebte er im Januar in der Augusta-Klinik, wo er sich einer OP unterziehen musste. „Ich war erstaunt, wie viele alleinstehende Patienten dort waren. Ein älterer Mann hat zwar Kinder. Aber die wohnen in München. Ich begriff: Für dieses Projekt gibt es riesigen Bedarf.“

Tasche packen für die Klinik, Blumen gießen, den Kanarienvogel versorgen, den Patienten in die Klinik begleiten: „Wir erledigen vor dem Gang ins Krankenhaus all die Aufgaben, die normalerweise die Angehörigen oder netten Nachbarn übernehmen“, beschreibt Christine Drüke (39), die ihre Elternzeit als Sozialpädagogin für die Schulung nutzt. Am Krankenbett wolle man keinesfalls als Konkurrenz zu den Betreuern in den Kliniken auftreten, betont Sabine Grote. Die AWO-Helfer seien vielmehr eine Ergänzung – „etwa als ,Dolmetscher’ bei Ärztegesprächen“, schildert Günter Heinisch. Nach der Entlassung geht’s weiter – „etwa wenn daheim Pflege-Profis nötig sind“, erläutert Christine Drüke.

Patientenbetreuer im Einsatz

Voraussichtlich ab Juni werden die Patientenbetreuer im Einsatz sein. „Bis dahin bitten wir, von Anrufen abzusehen“, so die AWO. Anfragen von Ehrenamtlern indes kann es gar nicht genug geben.

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