Bochum. .

Einen leichten Anstieg der verschuldeten Bochumer Einwohner von 11,05 auf 11,40 Prozent meldet die Wirtschaftsauskunftei Creditreform. Damit seien derzeit etwa 36.580 Privatpersonen überschuldet. Damit liegt die Stadt schlechter als der NRW-Schnitt mit 11,17 Prozent. Seit 2004 hat sich die Bochumer Quote von 10,13 auf 11,40 Prozent verschlechtert.

Der aktuelle Schuldner-Bericht erlaubt einen Blick auf die einzelnen Stadtteile. Es verwundert nicht, dass in Anlehnung an die Daten des offiziellen Sozialberichtes der Stadt die Verschuldung in den nördlichen Stadtteilen wesentlich höher ist als etwa in Stiepel . Der grüne Süden der Stadt hat die beste Quote mit lediglich 4,77 Prozent. Ein Schnitt, der sich in den letzten fünf Jahren kontinuierlich verbessert hat.

Verschiedene Gründe als Ursache für die Schieflage

Quoten über 14 Prozent gibt es etwa in en Stadtteilen Mitte, Hofstede Hordel, Hamme, Werne, Wattenscheid oder Günnigfeld. Etwas gebessert hat sich jedenfalls nach Darstellung des Schuldner-Atlanten die Situation im Nordosten der Stadt.

Einen völlig anderen Blick auf die Situation verschuldeter Familien in Bochum hat die Verbraucherberatung. Seit elf Jahren kümmert sich Kim Redtka als Schuldnerberaterin um Menschen, die aus ganz verschiedenen Gründen nicht mehr in der Lage sind, ihre Kredite, ihre Miete oder überhaupt Rechnungen zu bezahlen. „Es sind immer noch ganz bestimmte Lebenssituationen, die Menschen in eine Schieflage bringen.“ Die Trennung vom Partner, Scheidung, ein Kind, der Verlust der Arbeit oder auch eine Krankheit seien die Hauptursachen, die Menschen in die Schuldenfalle tappen lässt. Verkaufsmaschen, wie das marktschreierische Anbieten von teuren Waren auf Ratenbasis, seien noch nicht einmal die Hauptursachen, so Kim Redtka.

Rechenstunde entkrampft die Situation

Die Beraterin macht zunächst einmal einen Kassensturz. Einnahmen und Ausgaben werden gegenübergestellt, wichtige von weniger wichtigen Zahlungen getrennt. Zeigt sich am Ende der Bilanz, dass die Ausgaben ein Übergewicht bekommen haben, bleibt oft nur der Weg in die Privat-Insolvenz. „Das hilft es dann reinen Tisch zu machen.“ Manchmal bringe eine solche Rechenstunde allein eine wesentliche Entkrampfung der Situation.

Weniger erfolgreich als bei der Einführung vor gut einem Jahr ist das sogenannte P-Konto. Doch bei den meisten Kreditinstituten seien diese pfändungssicheren Konten wenig beliebt. Außerdem sei es wenig sinnvoll, präventiv ein solches Konto zu beantragen. Ist einmal eine Überschuldung eingetreten, sei in der Regel immer noch genügend Zeit, um seine Geschäfte über ein solches Konto abzuwickeln.

Die Verbraucherberatung stellt jedenfalls fest, dass es zu wenig Beratungskapazitäten in der Stadt gibt, was lange Wartelisten belegen.