Es war das schlimmste Unglück in der europäischen Bergbaugeschichte. Am 10. März 1906 starben nach einer Kohlenstaubexplosion in Courrières in Nordfrankreich 1099 Bergleute.

Diesem Ereignis widmete das Deutsche Bergbaumuseum (DBM) eine viel beachtete Sonderausstellung „Courrières 1906 – Eine Katstrophe in Europa. Explosionsrisiko und Solidarität im Bergbau” und ein Symposium.

Verschiedene Blickwinkel

Das Ergebnis haben Dr. Michael Farrenkopf, Leiter des Montanhistorischen Dokumentationszentrums und Forschungslieter Jüngere Bergbaugeschichte beim DBM, und der Historiker Dr. Peter Friedemann, ehemaliger Geschäftsführer des Instituts für soziale Bewegung der Ruhr-Universität Bochum in einem Buch zusammengefasst und dabei verschiedene Blickwinkel beleuchtet.

Hilfe beim "Erbfeind"

Die Grubenkatastrophe von Courrières, so schreiben die Autoren, hat sicherlich die technischen, wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen in Frankreich und – im Zusammenhang mit anderen Grubenunglücken – auch in Deutschland tief greifend verändert. Das Unglück machte damals aber auch das Unmögliche möglich: Deutsche Gruppenrettungskräfte waren in das Land des „Erbfeindes” gefahren, um sich an den Bergungsarbeiten zu beteiligen. Dieser Akt der Hilfeleistung war mit bergmännischer Solidarität verbunden gewesen.

Auswirkungen

Das Symposium als auch das Buch beschäftigen sich mit den Ursachen und den nationalen wie internationalen Auswirkungen der Katastrophe. Sie sind wichtige Belege zum einen für ein zusammenwachsendes Europa, zum anderen aber auch für durchaus unterschiedliche deutsche und französische Sichtweisen.

Problemkreis Sicherheit

Bei der Vorstellung des Buches hob der Direktor des Deutschen Bergbau Museums, Prof. Dr. Rainer Slotta hervor, dass sich das DBM als international tätiges Forschungsmuseum schon seit langer Zeit mit dem Problemkreis Sicherheit im Bergbau beschäftigt. Die wissenschaftliche Aufarbeitung des Themas Courrières führte zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit mit dem Centre Historique Minier im nordfranzösischen Lewarde, unweit des damaligen Unglücksortes, die bis heute andauert und nachhaltig ausgelegt ist.

Nachfolgeobjekte

Slotta: „Für das Deutsche Bergbau Museum ist die historische Forschung zum Problemkreis Sicherheit im Bergbau nach Erscheinen dieser Publikation nicht beendet – das Gegenteil ist der Fall. Die Bearbeitung der Geschichte, Wirkungen und Leistungen der Bergbau-Versuchsstrecke in Dortmund-Derne als eine im weitesten Sinne deutschen Antworten auf das Grubenunglück von Courrières ist eines der Nachfolgeobjekte. Ein weiteres Vorhaben beschäftigt sich mit den zahlreichen Denkmälern, die nach Bergwerksunglücken aufgestellt worden sind.”

Das Buch „Die Grubenkatastrophe von Courrières 1906 – Aspekte transnationaler Geschichte” ist zum Preis von 35 Euro im Buchhandel und im Deutschen Bergbau Museum Bochum (Heike.Barthel@bergbaumuseum.de) erhältlich.

Infos:

Deutsches Bergbau-Museum Bochum