Bochum. Was haben Konditor, Pater und Schneider in der Woche vor Weihnachten zu tun. Im Kloster geht es still zu, in Konditorei und Schneiderei ist es quirlig. Drei Adventsbesuche in Bochum machen Appetit, nachdenklich und Lust auf Bescherung.

Am 23. Dezember wird Konditormeisterin Jessica Glaser (31) um 23 Uhr ihre Nachtschicht in der Bäckerei Lingemann beginnen. „Wir arbeiten bis zehn oder elf Uhr morgens“, schätzt sie. Schon hundert Torten sind bestellt und sollen frisch das Haus verlassen.

Doch auch vor dem großen Tortenfinale geht es in der Backstube weihnachtlich hoch her. Bleche voller Mandelflorentiner, reihenweise Christstollen und Berge von Vanillekipferln liegen in den Transportregalen bereit für Leckermäuler.

Hexenhäuschen mit Zuckerzeug entführen in das Land der Fantasie und handgemachte Pralinen verlocken hier zu süßer Sünde. „Im Advent stellen wir etwa 150 Kilogramm Pralinen her“, rechnet Konditormeisterin und Geschäftsführerin Heike van gen Hassend (46).

Kurz vor Weihnachten produzieren zwölf Mitarbeiter in der ältesten Bäckerei Bochums (anno 1884) allerlei Geschenke: Gefüllte Nikolausstiefel, Baumkuchenkronen und bunte Weihnachtsteller stehen zum Versand bereit. Die beste Nascherei für die Konditormeisterinnen in dieser Zeit? „Printen!“, so klingt es wie aus einem Mund von Glaser und der Chefin. Doch Printen brauchen Zeit. Der Bäcker setzt den Teig im Sommer an und lagert ihn dann ein. „Im Herbst backen wir die Printen, sie werden dann steinhart“, erklärt Glaser. Erst eine Woche vor Weihnachten ziehen sie sich im Kühlschrank mit Feuchtigkeit voll. Dann kommt der Pfiff mit Schokolade, Nüssen oder Trüffelcreme.

Einkehr und Stille bis zum Jubel an Jesus Geburt

Pater Pirmin (44) spricht Wort für Wort ganz ohne Hast. Er setzt die Pausen, als sinniere er über jedes gesagte noch eine Weile nach. Der Prior des Zisterzienser-Klosters in Stiepel studiert in diesen Tagen die Geschichte von der Geburt Jesus im Lukas-Evangelium. Er denkt darüber nach, was er den Menschen in der Christmette am Heiligabend sagen möchte. „Es ist nicht einfach, weil die Hälfte der Menschen nur zu Weihnachten in die Kirche kommen“, befindet er.

Die fünfzehn Mönche üben vor dem Fest besondere Choräle wie „Puer natus est“ – „Ein Kind ist uns geboren“. Der Advent ist eine Zeit der Einkehr, der Buße und der Stille, erklärt Pater Pirmin. „Am Heiligabend kehrt sich das um in ein Jubilieren“, hält er fest. Die Mönche feiern gemeinsam auch mit Weihnachtsbaum und gutem Essen. Was es gibt, da lässt sich Pater Pirmin gerne überraschen. Außerdem wichteln die Brüder füreinander.

In der Weihnachtszeit seien die Mönche noch mehr als sonst für Menschen da, die einsam sind, sagt der Prior. In vielen Familien herrsche auch Streit, schildert er. „Wenn jemand Bitterkeit im Herzen hat, weil er einem anderen nicht vergeben kann, wird es bei ihm nicht wirklich Weihnachten. Diese Bitterkeit aufzulösen, das ist mein Ziel.“

Exlusives Einzelstück nach eigenem Entwurf

Bei Schneiderin Nadja Kila (36) rattert die Nähmaschine jetzt nicht unbedingt länger, aber manchmal wohl etwas schneller. „Machen Sie es bitte noch vor Weihnachten fertig“, ist der Satz, den sie oft von ihren Kunden hört. Kurz vor dem Fest gibt es in Kilas Änderungsschneiderei am Schauspielhaus drei große Themen: Einrichtung, Festtagskleidung und Geschenke.

„Die Leute bringen jedes Jahr vor Weihnachten Kissenbezüge und Gardinen.“ Auch exklusive Geschenke fertigt sie bisweilen. Kila, die Modedesign und Schnittentwurf erlernt hat, entwarf eine Weste und nähte sie aus grünem Cord und Strick. Eine Dame findet das Einzelstück ganz bald unter dem Tannenbaum.