Bochum. . Opel wird den Belegschaften der Werke an den deutschen Standorten die seit Mai gestundete Tariferhöhung von 4,3 Prozent jetzt auszahlen, aber ab November erneut eine Stundung in Anspruch nehmen. Die Opelaner fürchten, dass ihnen ein ähnliches Schicksal wie den Kollegen von Ford droht.

Etwas frostig wirkten manche Opelaner schon, als sie am Sonntag für eine Zigarette lang das Jahrhunderthaus der IG Metall verließen. Dabei klang das, was sie drinnen gehört hatten, nicht übel: Dass Opel jetzt die gestundete Tariferhöhung von 4,3 Prozent für sechs Monate nachzahlt, aber auch, dass dann erneut auf dieses Stundungsmodell zurückgegriffen wird, um Opel vorübergehend zu entlasten. Mit Erleichterung hatten viele aufgenommen, dass bis Ende 2016 ihr Job sicher sei - bis dahin sind bei Opel Bochum und den deutschen Schwesterwerken betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen.

Eine Abstimmung der Opel-Belegschaften zu diesem neuen Tarifvertrag wird es nicht gegeben, er ist bereits am letzten Freitag von Geschäftsleitung, Betriebsräten und IG Metall unterschrieben und damit besiegelt worden.

Besonders wichtige Information

„Wir haben ganz ganz wichtige Zeit für kluge, vernünftige Lösungen gewonnen“, sagte Rainer Einenkel, der Bochumer Betriebsratsvorsitzende, angesichts der Tatsache, dass die gemeinsamen Verhandlungen bei Opel nun fortgesetzt werden können. Dabei soll das gelingen, was bisher noch nicht erreicht werden konnte, nämlich einen Vertrag („Wachstumsplan“) zur Zukunft aller deutschen Opel-Werke über das Jahr 2017 hinaus zu schmieden. Dass dies ausdrücklich ohne Werksschließung passieren soll, war für die Bochumer Belegschaft eine besonders wichtige Information, weil ihr Werk seit 2004 in den Medien oft als Schließungskandidat Nr. 1 gehandelt wird, was viele Opelaner ärgert. Doch so richtig freuen über die neuen Nachrichten konnten sich offenbar nicht alle. Einer, den wir am Parkplatz trafen, meinte, er bleibe eher skeptisch, was Opels Zukunft in Bochum anlange. „Eine Vereinbarung, die eine Werksschließung in Bochum ausschließt - das wollen wir als Ergebnis sehen“, bekräftigte Opel-Experte Volker Strehl von der IG Metall Bochum. Die Opel-Geschäftsleitung bemühe sich jetzt ernsthaft um Zukunftskonzepte, ist sein Eindruck.

„Wir haben mehr Zeit gewonnen, wichtig war auch, dass Geld fließt und die Kollegen ihre Einmalzahlung (gestundete Tariferhöhung) bekommen“, sagte Murat Yaman, stv. Betriebsratsvorsitzender. „Das „ist ein wichtiger Schritt nach vorne“.

Betriebsratschef Einenkel vergaß nicht, die drohende Gefahr zu erwähnen: Dass GM unvermittelt ein Werk in Deutschland schließen würde wie Ford in Genk. Diese Bedrohung sei jetzt vom Tisch.