Bochum. .

Eine kleine Kamera über dem Eingang der Eckkneipe „Linie 5“ zeugt noch vom ersten Schlag aller Bundesländer gegen Zigarettenqualm, dem Nichtraucherschutzgesetz aus 2007. „Ich hatte über die Medien mitbekommen, dass in einem Raucherclub kein Nichtraucherraum vorhanden sein muss. Ich habe dann die Kamera und eine Klingel angebracht, wie in einem Club eben“, schildert Mike Friese, Inhaber des Linie 5. Kurz darauf meldete sich das Ordnungsamt bei ihm und teilte mit, dass Raucherclubs in Bochum nicht zulässig sind.

Mittlerweile wird im Linie 5 einfach wieder geraucht wie in vielen anderen Kneipen in Bochum auch. Ausnahmen bestätigen eben bislang die Regel bei dem Nichtraucherschutzgesetz in NRW. So geht das aber nicht, sagen die Kritiker. Das Gesetz sei löchrig und unzureichend wettern sie unentwegt. Und jetzt geht es den Raucherkneipen an den Kragen. Die rot-grüne Landesregierung NRW will 2013 das Rauchen in der Gastronomie ausnahmslos verbieten und erklärt dem Laster damit erneut den Krieg.

Mike Friese nennt das: „Eine Katastrophe!“ Vor allem Kneipen, die stadtnah, aber nicht im Bermudadreieck liegen, hätten es ohnehin schon schwer. Das Rauchverbot werde für einige Wirte Grund sein, den Pachtvertrag nicht zu verlängern, weiß er aus Kollegenkreisen.

Engländer gehen anders aus

Auch Frank Holzhauer, Inhaber des „Absinth“, ebenfalls in Cityrandlage, glaubt, dass seine Kneipe das Rauchverbot nicht überleben werde. „Ich habe ein gutes Verhältnis zu meinen Nachbarn, aber wenn zehn rauchende Leute vor der Tür stehen und laut sind, was glauben Sie, wie die dann reagieren?“ Holzhauer empfindet den Vergleich zu anderen europäischen Ländern als verquer. „Klar, in südlichen Ländern, wo die Leute 300 Tage im Jahr draußen sitzen können, ist das Rauchverbot kein Problem. Und die Engländer haben ein ganz anderes Ausgehverhalten. Die gehen nach der Arbeit gleich in den Pub. Der Deutsche geht erst nach Hause. Wenn der in der Kneipe nicht mehr rauchen darf, überlegt er sich doch dreimal, ob er noch ‘rausgeht.“

Auch im Bermudadreieck braut sich existenzieller Pessimismus zusammen. „Wenn das Rauchverbot kommt, müssen wir zu machen“, schätzt Thambipillai Vaniasingham, Betreiber der Cocktail- und Shisha-Bar „Oxxo“. „Die Leute trinken hier weniger, wenn sie nicht rauchen dürfen“, merkt er an. Er richtete, als das Nichtraucherschutzgesetz kam, einen rauchfreien Raum ein, schildert er. „Sonst war es hier am Wochenende immer voll, der Nichtraucherraum blieb dann leer.“

Personal in Kneipe raucht

Das Hauptargument, dass das Personal in Gaststätten vor dem giftigen Qualm geschützt werden müsse, ist für Friedhelm „Lobo“ Kerski, seit 26 Jahren Inhaber des Intershops, abwegig:„Es gibt hier keine Angestellten, die nicht rauchen“, sagt er. Jemand, der den Qualm nicht möchte, müsse nicht in Raucherkneipen arbeiten, argumentiert auch Friese vom Linie 5.

Wer das Innenleben des Intershop kennt, weiß: Die legendäre Bar ist berühmt-berüchtigt als letzte Station einer durchzechten Nacht - und für die meisten Gäste wohl ohne blauen Dunst kaum vorstellbar. Kerski zieht, trotz pessimistischer Grundstimmung, noch keine Schlüsse: „Wir hatten ja in den ganzen Jahren bisher keinen rauchfreien Tag. Erst die Erfahrung wird zeigen, wie die Gäste reagieren und ob die ihr Bier dann lieber zu Hause trinken.“