Bochum.. Der Versuch der NPD, in der Bochumer Innenstadt auf ihrer sogenannten Deutschland-Fahrt Werbung für rechtes Gedankengut zu machen, ging am Samstag ins Leere. 300 Nazi-Gegner empfingen den NPD-Laster mit ohrenbetäubendem Protestlärm. Auch die Stadt sorgte dafür, dass der Auftritt kaum hörbar war.

Ins Leere ging am Samstag der Versuch der NPD, mitten in der Stadt auf dem Husemann-Platz im Rahmen der sogenannten „Deutschlandfahrt“ Werbung für rechtes Gedankengut zu machen. Als gegen 16 Uhr der Laster mit genau 21 Parteigängern, darunter der Bochumer Claus Cremer, eintraf, wurde er von einem ohrenbetäubenden Protestlärm der rund 300 Nazigegner empfangen. Organisator Uli Borchers vom „Bochumer Bündnis gegen Rechts“: „Wir freuen uns sehr, dass trotz der Ferienzeit so viele Leute gekommen sind, um die Nazis unsichtbar und letztlich auch unhörbar zu machen.“

Tatsächlich verdeckten Transparente den Blick auf das rechte Trüppchen. Unter die Protestierer hatte sich die SPD-Politikerin Heide Schmidt gemischt. „Wissen Sie, ich habe heute die alte Schiedsrichter-Pfeife meines Vaters Heinz Eikelbeck mitgebracht.“ Der ehemalige SPD-Vorsitzende Franz Müntefering befand sich ebenfalls unter dem Demonstranten: „Ich habe auf der Rückfahrt von meinem Urlaub erfahren, was hier heute los ist. Für mich war es selbstverständlich, zu kommen.“ Mit Abordnungen vertreten waren auch die Bochumer Grünen und die Partei „Die Linke“.

Demo-Veranstalter dürfen nicht lauter als 90 Dezibel werden

Dass die NPD keine Chance hatte, sich gegen den Lärm aus Hunderten Trillerpfeifen durchzusetzen, lag auch an einer offenbar geschickt ausgelegten Regelung des Landes-Immissionsschutzgesetzes: „Die Veranstalter dürfen nicht lauter als 90 Dezibel werden“, so ein Polizeisprecher. Dies ist in etwa Rasenmäherlautstärke.

Dass diese „Schall-Grenze“ eingehalten wurde, dafür sorgten zwei Mitarbeiter der Stadt Bochum. Mit einem Schallpegelmessgerät kontrollierten sie während der Aktion ständig die Lautstärke direkt vor dem Lautsprecher. Entnervt trat die NPD bald unter den „Haut ab“-Rufen den Rückzug an. Als der Lkw bei der Abfahrt auf dem Husemann-Platz wenden musste, trafen zwei Eier als Wurfgeschosse den Wagen.

Zu viel fauliges Obst mitgebracht - Platzverweise

„Wir haben eben diese beiden Eierwürfe und fünf Platzverweise als besondere Vorkommnisse dieser sonst völlig friedlichen Versammlung zu vermelden“, so Polizei-Sprecher Axel Pütter später Bilanz. Die Platzverweise, so erfuhr die WAZ, wurden gegen Leute ausgesprochen, die mit größeren Mengen fauligen Obstes und Gemüses zur Demonstration kommen wollten.

Gegen Ende zog DGB-Kreisvorsitzender Michael Hermund ebenfalls eine positive Bilanz: „Klasse, dass ihr alle gekommen seid. Wir haben ganz deutlich gemacht, dass wir hier keine geistigen Tiefflieger gebrauchen können.“ Zum Abschluss zeigte die Recklinghäuser Straßen-Akrobatik-Gruppe „Creativity-Power“ eine fantastische Kurzshow, die sich locker mit den Leuten von Urbanatix vergleichen kann.