Bochum. . In der Bochumer Fußgängerzone spielte jetzt der auf Jamaika geborene Gitarrist Errol O. Johnsons. Mit bluesigen Timbre in der Stimme zauberte er manchem Fußgänger ein Lächeln ins Gesicht. „Musik ist Leben und für sie habe ich alles aufgegeben“, sagte er der WAZ.
Wenn Errol O. Johnsons Stimme mit bluesigem Timbre die Passanten auf der Kortumstraße erreicht, zaubert er ihnen selbst bei ungemütlichstem Wetter noch ein Lächeln ins Gesicht. Wie alt er ist, will Johnson nicht verraten, woher er kommt auch nicht. Nur eines: „Ich habe schon graue Haare.“
Auf Jamaika geboren, hat der Musiker, der mehrere Sprachen spricht, die Hochzeit des Reggae und Ska in den 60er und 70er Jahren, die Zeit des Souls hautnah miterlebt. „Mit Musik hatte ich schon immer zu tun“, erklärt er und lacht – wie so häufig, wenn er sein eigenes verrücktes Leben Revue passieren lässt.
Errol O. Johnson ist ausgebildeter Schweißer, hat einen Job als Werkzeugmacher abgebrochen, als er 1974 zum Militär geht. Stationiert auf den Shetland-Inseln, kauft er sich eine Gitarre, die er aber nicht spielen kann. „Ein Kamerad hat mir schließlich ein Übungsbuch mitgebracht und mir erlaubt, auf der Toilette zu üben.“ Erneut formt sich in Johnsons Gesicht ein offenes Lächeln.
„Musik ist Leben und für sie habe ich alles aufgegeben“
1975 wird der junge Johnson Mitglied der Britischen Rheinarmee, kommt nach Willich, wo er in einem Folk-Club erste Lieder lernt. „’House of the rising Sun’, ,Leaving on a Jet Plane’ und diesen ganzen alten Mist“, zählt Johnson augenzwinkernd auf. Sechs Jahre bleibt er in Deutschland, heiratet, doch sämtliche Zeugnisse werden nicht anerkannt. Als Inhaber eines Plattenladens, DJ und Promoter für Reggae-Musik hält er sich über Wasser.
Schließlich zieht es Johnson zurück nach Jamaika. „Da hatte ich dann Zeit, viel Zeit“, gesteht der Künstler, der inzwischen neun Alben veröffentlicht hat, „um mich um die Musik, die Gitarre zu kümmern“. Bis 1985. „Ich bin dann über Amerika und England nach Belgien, wollte einen großen Hit landen, was aber nicht funktionierte“, blickt Errol O. Johnson zurück. Zurück in Deutschland, heuerte er erneut beim Militär an. „Als bewaffneter Wachmann“, schüttelt er noch heute den Kopf, „das muss man sich mal vorstellen.“
Seitdem hat sich Johnson aufs Musizieren konzentriert, hat eine Zwölf-Mann-Combo namens „I Roots Creation“ gegründet, mit der er durch Europa tourt, ein eigenes Tonstudio aufgebaut und dort seine Musik produziert. „Musik ist Leben“, fasst Johnson zusammen, „und für sie habe ich alles aufgegeben.“
Das Musizieren auf der Straße ist für ihn ein gutes Marketing-Instrument: „In Bochum aber“, meint Johnson, „sind die Menschen eher zurückhaltend.“