Köln. . Sixpack-Boys und kraftstrotzende Tänzerinnen: Das Ensemble „Ballet-Revolución“ eröffnete das Kölner Sommerfestival.
„Viva la revolución“ – das meinen Enkel des greisen Máximo Líder Fidel Castro längst nicht mehr politisch. Es dient als Markenzeichen. Der muntere Stilmix aus Latin, Pop, Salsa, Samba, Rock, Reggae, Klassik, Tango, dem sich die 18 Tänzer mit Trikots und Rastalocken der „Ballet-Revolución“ verschrieben haben, eröffnete jetzt das 25. Kölner Sommerfestival, und die ausgelassenen Ovationen in der voll besetzten Philharmonie galten einer 120 Minuten Power-Performance, aufgeladenem Tanz und unverblümtem Körperkult.
Die Choreographen Aaron Cash und Roclan Gonzales Chavez setzen auf eine Nummern-Revue, angetrieben von bebenden, mitunter weichgespülten Rhythmen einer Live-Band: Latino-Evergreens. wie Cumbanchero und Lolas Mambo – oder „On the Floor“ von Jennifer Lopez und Bob Marleys „Now woman, no cry“. Dazu verbinden die Tanz-Akrobaten aus einem Land in Auflösung klassisches Ballett, afrokubanischen Tanz, Street- und Modern Dance. Einige drehen zig Pirouetten am laufenden Band. Andere bieten zirkusreif doppelte und dreifache Spreiz- und Drehsprünge, fliegende Salti, vorwärts, rückwärts. Mit offenen Hemden oder nacktem Oberkörper zeigen die Männer ihre Six-Packs – kubanische Dreamboys, die augenzwinkernd mit ihren Reizen spielen. Ziehen sie die durchgeschwitzten T-Shirts aus, kreischt und johlt eine Hälfte des Publikums.
Dann plötzlich akademische Posen – zwei Paare tanzen Tango, später zu süßlichen Klängen von Rodrigos „Concierto de Aranjuez“, synchrone Pas-de-deux mit athletischen Hebefiguren. Hier erkennt man den russischen Ballett-Drill, dem Kubas Tänzer seit mehr als 50 Jahren ausgesetzt sind. Keine lyrischen Elfen trippeln über die Bühne, sondern sportliche, kraftbetont trainierte Ballerinen kredenzen sekundenlange, bombensichere Balancen und dehnen ihre Beine weit über 180 Grad hinaus wie olympische Bodenturnerinnen. Effektvoller aber sind die präzise gesteuerten Gruppen-Paraden, in zündendem Turbotempo. Klar, dass sie aus lauter Übermut sogar moonwalken und breakdancen. Fazit: kraftstrotzende Unterhaltung voller Lebensfreude aus Havanna.
INFO:
Ballet Revolución: beim Sommerfestival in der Kölner Philharmonie noch bis zum 15. Juli sowie vom 7. bis 19. August (Karten: 0221/ 280 280, www.koelnersommerfestival.de)
Im Dortmunder Konzerthaus gastieren die Kubaner vom 18. bis zum 31. Dezember 2012 (Karten: 0231/ 226 96 200)
Im Theater Duisburg folgt ein weiteres Gastspiel der Revolution auf Zehenspitzen: 19. bis 24. Februar 2013