Bochum.. Nach einer Serie von eiskalten Raubüberfällen auf hochbetagte Frauen ist ein 42-jähriger Mann am Freitag zu vier Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden. Er hatte seine Opfer (meist über 80) beim Geldabholen in Sparkassen ausgespäht.
Für sieben eiskalte Raubüberfälle auf zumeist hochbetagte Frauen aus Bochum hat das Landgericht am Freitag einen 42-jährigen Mann verurteilt. Er hatte gebrechliche Opfer beim Geldabholen ausgespäht und dann einem draußen lauernden Komplizen ein Zeichen gegeben, dass er sie nun auf dem Heimweg ausrauben könne. Ein dritter Verbrecher fuhr das Fluchtfahrzeug. Einmal, an der Wielandstraße in Bochum, wurde sogar eine Frau (81) mit dem Kopf gegen eine Hauswand gestoßen, bevor man ihr die Tasche mit 4000 Euro entriss.
Polizist verkleidete sich als hochbetagte Frau
Die Raubserie zwischen 2007 und 2010 ist ganz besonders: einmal wegen ihrer Kaltblütigkeit und dann wegen der Art des Fahndungserfolges. Ein mutiger Polizist hatte sich Ende 2010 von einem Theater-Profi als alte Dame mit Perücke schminken lassen und einen Rollator zugelegt, um sich den Tätern als Lockvogel anzubieten. Die Falle schnappte tatsächlich zu. Als er mit dem Geld (Scheingeld, die Bank war eingeweiht) den vermeintlichen Heimweg antrat, wurde er wirklich von einem Täter (38) überfallen. Dieser wurde dabei überwältigt. Im vergangenen Juli wurde der Mann zu 6,5 Jahren Haft verurteilt. Die Polizei hatte die Bande damals mit Telefonüberwachungen beobachtet.
Im Gefängnis machte er reinen Tisch und verzinkte dabei auch seinen Cousin, den jetzt Angeklagten. Diese hatte sich damals längst wieder in seine Heimat Rumänien abgesetzt. Im Januar 2012 wollte er aber zurück nach Deutschland einreisen. Was er nicht wusste: Es lag ein Haftbefehl vor. Seitdem sitzt auch er in Haft.
Beutegeld sofort nach Rumänien geschickt
Die Beute betrug zwischen 1000 und 4000 Euro - insgesamt rund 12 000 Euro. Der Angeklagte hatte teilweise noch am Tag der Tat einen Teil der Beute über „Western Union“ in seine Heimat überwiesen. Insgesamt hatte er auf diese Weise sogar fast 17 000 Euro nach Rumänien geschickt. Die Justiz weiß aber nicht, ob auch alles aus Straftaten stammt.
Der Räuber ist bereits dreimal wegen Ladendiebstahls in Deutschland verurteilt worden. Richter Josef Große Feldhaus fragte ihn: „Warum macht man sowas, warum kommt man nach Deutschland und stiehlt Parfüm, Kleidung?“ Über einen Dolmetscher antwortete der Angeklagte: „Armut. Ich hatte Kinder, Schwierigkeiten.“
„Mit diesen Folgen habe ich nicht gerechnet“
Das Motiv für seine Raubzüge erklärte er mit Schulden, weil er Ärzte für die Behandlung seiner krebskranken Tochter (21) habe bezahlen müssen. „Ich habe schon einen Sohn begraben. Ich wollte nicht noch meine Tochter begraben.“ Außerdem sagte er: „Es tut mir leid wegen der alten Frauen. Mit diesen Folgen habe ich nicht gerechnet.“ Die Opfer leiden psychisch teilweise bis heute unter seinen Verbrechen.