Bochum. . Tiere sind seine Leidenschaft. Außergewöhnliche zumal. Deshalb hat Eduard Stirnberg nichts dagegen, seinen Bekanntheitsgrad am gern zitierten „bunten Hund“ bemessen zu lassen. Fast 40 Jahre war „Edi“, wie ihn seine Freunde und Wegbegleiter nennen, Chef des Tierparks. Jetzt geht er in Rente. Seiner Passion bleibt er treu.
Der „Herr Tierlieb“ Bochums begann seine Karriere in Gelsenkirchen. Im Ruhr-Zoo (heute Zoom) schlägt sich der gelernte Förster als Tiergärtner in die Büsche. 1973 der Wechsel in seine Heimatstadt: Der Tierpark Bochum sucht einen neuen Leiter. Eduard Stirnberg erhält den Zuschlag. Mit 26 Jahren wird er der jüngste Zoodirektor Deutschlands. Der Rekord, so heißt es, hat bis heute Bestand.
Der Goethe-Gymnasiast, der als Jugendlicher Tigerdompteur werden wollte, hat seinen Traumberuf ergattert. Das Kleinod im Stadtpark mausert sich unter seiner Regie nicht nur zu einem beliebten Ausflugsziel („Hauptzielgruppe sind und waren immer Familien“), sondern kann auf einer überschaubaren Fläche von zwei Hektar auch zoologisch zu den Großen aufschließen. „Die Zoom-Erlebniswelt ist 15 Mal größer“, weiß Stirnberg. „Aber wir zeigen hier 350 Tierarten – dreimal mehr als die Kollegen in Gelsenkirchen.“
Neues Eingangsgebäude an der Klinikstraße
Zwar sind u. a. die Pumas, Waschbären, Wölfe und Schwarzwild längst verschwunden. Der legendäre Braunbär Max, den Stirnberg in seiner Tierpark-Dienstwohnung „wie einen Sohn“ großgezogen hat, starb vor einigen Jahren; er wurde 28. Gleichwohl bummeln jährlich bis zu 300.000 Besucher durch die Anlage, die seit den 1980er Jahren sukzessive erneuert und thematisch erweitert wurde und 3500 Tieren ein Zuhause bietet.
Als „Meilensteine“ wertet Stirnberg den Bau des Aquarien- und Terrarienhauses 1988 mit einem 170.000 Liter fassenden Korallenriffbecken („Dadurch kennt man uns auch in den USA“) und die 2006 erschaffene Nordseewelt. „Stets leistete die Sparkasse maßgebliche Unterstützung“, betont Stirnberg. So auch bei den jüngsten Bauprojekten, die den Tierpark seit 2011 nochmals deutlich aufwerten: die Außengehege für Nasenbären und Flamingos, das Katta- und Bienenhaus, die Wüstenlandschaft der putzigen Erdmännchen („Unsere absoluten Publikumslieblinge“) und das 220 m2 große, gläserne Eingangsgebäude an der Klinikstraße, dessen Einweihung am Mittwochabend den festlichen Rahmen für die Verabschiedung von Eduard Stirnberg bildete. Für den Chef „das Sahnehäubchen“: Endlich muss der Tierpark nicht mehr über einen Hinterhof betreten werden. Endlich erhält er ein weithin wahrnehmbares, würdiges Gesicht an der Klinikstraße.
25 Jahre Einarbeitung für den Nachfolger
Der Noch-64-Jährige verlässt Bochum. Und auch nicht. Mit seiner Lebensgefährtin, zwei Hunden und Steinadler Don zieht er in einen Kotten in Ladbergen. „Seinem“ Tierpark wird er verbunden bleiben, „da sein, wenn man mich braucht“. Geplant ist, seinen Landsitz im Kreis Steinfurt als Erholungsstätte für Pferde und weitere Park-Vierbeiner zu nutzen. Platz in den Stallungen ist vorhanden. Wissen, Engagement, Liebe sowieso.
Um sein Lebenswerk ist „Edi“ nicht bange. Seinen Nachfolger Ralf Slabik (52) hat er ausreichend auf seine neue Aufgabe vorbereitet. Genau gesagt: 25 Jahre. Seit 1987 wirkt Slabik als Stellvertreter. Am 1. August wird er neuer Direktor.
Der Tierpark an der Klinikstraße ist täglich von 9 bis 19 Uhr geöffnet. Erwachsene zahlen 6 Euro, Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre 3 Euro. Kinder unter drei Jahren haben freien Eintritt. Am Sonntag, 3. Juni, wird im Tierpark und Fossilium der 9. Familientag gefeiert. 36 Organisationen stellen sich vor (wir berichten noch ausführlich).
Infos: www.tierpark-bochum.de