Bochum. . Mehrfach wurden Bochumer von Fremden auf der Straße angesprochen, die einen angeblich goldenen Ring vorweisen, ihn überreichen und auf hohen Finderlohn spekulieren. Die Polizei verbucht noch keine Anzeigen, aber immer mehr Beschwerden.

„Aggressives Betteln“ nennt die Polizei die Masche der Trickbetrüger. Mit einem angeblich goldenen Ring zocken die Täter ihre Opfer ab. Immer mehr WAZ-Leser berichten, wie sie in die Falle der Betrüger geraten sind.

So wie Wolfgang Fulge, der einer jungen Frau an der Hattinger Straße fast auf den Leim ging. „Ich stand auf dem Gehweg, wurde angesprochen.“ Ihm sei ein Ring runtergefallen, sagte die Frau. Als der 75-Jährige ihn dankend annahm, wurde sie wütend, verlangte Finderlohn. „Ich gab ihr zwei Euro“, erinnert sich Wolfgang Fulge. Die Frau beschimpfte ihn, das sei zu wenig, er ging weiter. Tage später ließ er seinen Fund vom Juwelier prüfen. „Als der Fachmann den Ring bloß sah, hat er gelacht.“ Das vermeintlich edle Schmuckstück war aus Kupfer, goldfarben, mit einem gefälschten 585-er Stempel – normalerweise ein Zeichen für echtes Gold.

Im Supermarkt

Gleiches passierte einer Bochumerin, die ihren Namen nicht nennen möchte. Als sie in einem Supermarkt einkaufen ging, kam ein Mann auf sie zu und wollte ihr den „verlorenen“ Ring geben. Als sie ablehnte, sagte er zu ihr, er passe doch so gut. „Letztlich nahm ich ihn an, gab ihm fünf Euro. Da verlangte er zwei zehn Euro-Scheine.“ Irritiert fuhr die Frau in ihrem Wagen davon.

Der tatsächliche Wert der Schmuckstücke liegt bei zehn Cent, weiß Dirk Kocks vom Leihhaus am Südring. „Die Geschichten kenne ich alle. Es kommen so viele Leute hier rein, die auf die Trickbetrüger reingefallen sind“, sagt der Uhrmachermeister. Vor ihm liegen dicke Ringe in Goldoptik. Jeder einzelne von ihnen eine billige Fälschung. „Reines Messing“, weiß der Experte. Ein Laie sieht das meist nicht, achtet allein auf den Stempel. Dabei ist es unglaublich leicht, ein Siegel zu fälschen. Ein Fachmann jedoch erkennt ein Plagiat sofort am Gewicht.

Noch keine Anzeigen

Zwar gingen bisher noch keine Anzeigen bei der Bochumer Polizei ein. Doch Pressesprecher Guido Meng betont: „Wir haben immer mehr Beschwerden wegen aggressiven Bettelns.“ Bereits seit längerer Zeit sind den Beamten reisende Gruppen aus Südosteuropa ein Dorn im Auge, die sich an Autobahn-Raststätten im Bochumer Umkreis aufhalten. Sie geben vor, kein Geld für Benzin zu haben. Ihre Opfer locken sie mit gefälschtem Schmuck. Dabei handelt es sich stets um minderwertige Importware. Die meisten aber kaufen den Trickbetrügern die Masche ab. „Die Druckmittel der Täter sind halt sehr geschickt und subtil“, so Meng.

Einige Kunden kommen tatsächlich ins Leihhaus in der Hoffnung, edles Geschmeide in den Händen zu halten – und sind enttäuscht, wenn sie erfahren, dass es sich um billigen Ramsch handelt. Manche wissen es vielleicht wirklich nicht besser. Manche vielleicht doch.