Essen. Erstmals in der elfjährigen Geschichte des Babyfensters im Südviertel hat eine Mutter ihr Kind ausgesetzt und später zurück bekommen. „Diese Geschichte zeigt, wie unsere Einrichtung im Idealfall funktioniert“, sagt Björn Enno Hermans, Geschäftsführer des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF), der das Babyfenster betreut.
Erstmals in der elfjährigen Geschichte des Babyfensters im Südviertel hat eine Mutter ihr Kind ausgesetzt und später zurück bekommen. „Diese Geschichte zeigt, wie unsere Einrichtung im Idealfall funktioniert“, sagt Björn Enno Hermans, Geschäftsführer des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF), der das Babyfenster betreut.
Zum Schutz von Mutter und Kind sind alle Details des Falls streng geheim. „Es war keine ganz junge Mutter, die mit dem Kind überfordert war“, sagt Hermans. „Die Frau befand sich in einer großen Verzweiflung“, als sie das Neugeborene ins Babyfenster am Haus Nazareth an der Beethovenstraße im Südviertel ins Babyfenster legte. Während beim SkF der Baby-Alarm losging, verschwand die Mutter.
Sie nahm aber den Brief mit, den der Sozialdienst an die jungen Mütter richtet, die dort ihre Kinder abgeben. Er enthält eine Art Kennwort, mit der die Mütter sich später identifizieren können. Das ist, wenn überhaupt, meist erst Jahre später der Fall. Diesmal allerdings meldete sich die Mutter schon wenige Tage später über den Notruf beim Babyfenster. Sie schilderte die Ausnahmesituation, die sie zu ihrer Verzweiflungstat getrieben hatte, und bat: Gebt mir mein Baby zurück!
Bei aller Begeisterung über die unerwartete Möglichkeit der Familienzusammenführung haben die SkF-Mitarbeiter doch mit aller gebotenen Vorsicht reagiert. Kriminalpolizei und Jugendamt wurden eingeschaltet, die Mutterschaft mit einem DNA-Abgleich überprüft. Während das Baby vorerst in der Bereitschafts-Pflegefamilie weiter betreut wurde, setzten sich Mutter und Berater zusammen. Das Ende war glücklich, sagt Hermans: „In der Beratung wurden Perspektiven entwickelt und Unterstützungsangebote unterbreitet, die es ermöglichten, dass Mutter und Kind jetzt wieder zusammen leben.“
Gemeinsame Sommerfeste
Hermans wertet diesen Fall als wichtigen Beweis gegen alle Vorurteile in Sachen Babyfenster. Er kam zur richtigen Zeit, denn derzeit arbeitet der SkF im Bistum unter Vorbehalt. Auf eine Empfehlung des Deutschen Ethikrates hin wurde ein bundesweites Gutachten erarbeitet. Es soll als Grundlage dienen für einen Gesetzentwurf zur Legalität anonymer Kindsabgaben. Der Sozialdienst ist allerdings überzeugt vom Sinn seiner Einrichtung. Deshalb sagt Hermans: „Wir machen so lange weiter, bis es uns verboten wird.“
13 im Babyfenster ausgesetzte Kinder sind inzwischen adoptiert worden. Die Familien treffen sich regelmäßig, unter anderem zu seinem Sommerfest. Außerdem betreut der SkF den Babyfenster-Notruf (0800-0102210), bei dem sich Mütter oder Eltern in Not melden können. Der Sozialdienst vermittelt den Kontakt zur Schwangerschaftsberatung oder zum Jugendamt, berät die Frauen und Paare aber auch anonym.