Bochum. Der zwischenzeitlich geflohene Bochumer JVA-Häftling hatte nicht nur Sägeblätter in seiner Zelle, sondern auch ein Handy und einen Schlüssel. Zudem soll es schon zuvor Hinweise gegeben haben, dass der Schwerverbrecher Fluchtgedanken hatte. Trotzdem saß er nicht hinter besonders gehärteten Gitterstäben.
Der gescheiterte Fluchtversuch des 50-jährigen Schwerverbrechers aus der Justizvollzugsanstalt Bochum in der Nacht auf Montag hat inzwischen auch die Landespolitik auf den Plan gerufen. NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) berichtete am Mittwoch im Rechtsausschuss des Landtags, dass der Häftling nicht nur über mehrere Sägeblätter verfügte, sondern auch über einen Helfer außerhalb der Anstalt, über ein Mobiltelefon und einen „offenbar aus Metallresten selbst gefertigten funktionsfähigen Durchgangsschlüssel“. Das Justizministerium prüfe nun, „ob bei dem Gefangenen angeordnete Sicherungsmaßnahmen wegen Fluchtgefahr zu kurz gegriffen haben“.
Es soll zuvor Hinweise gegeben haben, dass sich der jahrzehntelange Häftling mit Fluchtgedanken trage. Darauf habe die Anstalt jedoch nur bei Ausführungen, nicht aber bei der Zellenunterbringung reagiert. Obwohl der Mann als sehr gefährlich eingestuft wird, saß er nicht hinter besonders gehärteten Manganstahlgittern. Kutschaty verteidigte zugleich den Bochumer Großeinsatz vom Montag, obwohl der Ausbruchsversuch bereits auf dem Dachboden der Anstalt gestrandet war. „Mir ist lieber, wenn einmal zu früh Großalarm ausgelöst wird“, so der Minister.
Zum Einsatz der Bochumer Polizei in der Neujahrsnacht wegen der Schüsse auf drei Albaner in Wattenscheid wollte sich Kutschaty derweil nicht weiter einlassen. Es sei nicht Aufgabe des Justizministers, die dortige Polizeitaktik zu kommentieren.