Bochum. . Weil ihr kleiner Sohn Verbrühungen 2. und 3. Grades erlitten hatte, stehen eine Mutter (25) und ihr Freund (30) in Bochum vor Gericht. Sie hatten zehn Tage lang keinen Arzt geholt und selbst an den schweren Wunden herumgedoktert.

Die Leiden des damals anderthalb Jahre alten Jungen müssen furchtbar gewesen sein. Seine Mutter (25) hatte ihn zu Hause in der Badewanne abgeduscht, weil er in die Hose gemacht hatte, und dann heißes Wasser auf seine Füße gespritzt. 51 Grad soll es heiß gewesen sein. Angeblich hatte sie irrtümlich den falschen Kran aufgedreht. Obwohl ihr Kind Verbrühungen 2. und 3. Grades erlitt, holte die Mutter zehn Tage lang keinen Arzt und dokterte selbst an den Wunden herum. Seit Donnerstag steht sie vor dem Amtsgericht. Auch ihr Freund (30), der in der Wohnung lebte, ist angeklagt. Vorwurf: Fahrlässige Körperverletzung und Kindesmisshandlung.

„Ich weiß auch nicht, was mich geritten hat, keinen Arzt zu rufen“, sagte die Angeklagte - und brach in Tränen aus. Sie habe geglaubt, die Verletzung selbst heilen zu können. Die beiden hatten mit Wundgel, Brandsalbe, Pflastern und Kräutertee herumgepfuscht. Die Blasen stach die Mutter auf. „Ich dachte, das wird schon“, sagte die Auszubildende. Ihr Kind habe doch nie geschrien. Am Ende entzündeten sich die Füße aber zu einer Superinfektion, die potenziell lebensgefährlich war.

Dem Kind drohte eine Amputation

Damals - das Drama ist zwei Jahre her - hatte eine Familienhelferin des Jugendamtes die junge Familie ein wenig betreut. Als sie nach einem Urlaub den Jungen am 9. Januar 2010 wiedersah, war das „der blanke Horror“, wie sie dem Gericht sagte. „Er war völlig apathisch.“ Die Wunden waren offen sichtbar. Die Polizei und zwei Notärzte brachten das Kind in die Kinderklinik. Es drohte die Amputation eines Zehs. Kopfhaut wurde auf die Füße transplantiert. Heute soll der Junge aber wieder geheilt sein.

Im Prozess besteht der Verdacht, ob die Mutter und ihr Freund, ein Elektriker, nur deshalb keinen Arzt geholt hatten, weil sie den Verlust der Sorgerechts fürchteten. Das bestreiten die beiden zwar. Trotzdem haben sie das Kind verloren. Der heute Dreijährige - und auch sein älterer Bruder - leben jetzt in einer Pflegefamilie. Das Jugendamt hat das Sorgerecht.

Es gibt ernste Hinweise darauf, dass der Junge eine stark reduzierte Schmerzempfindlichkeit hat. Darüber lässt sich das Gericht jetzt näher aufklären. Am 23. Januar geht der Prozess weiter.