Bochum. . Ganz entspannt gibt sich Patrick Huy in der Talsperrenleitzentrale des Ruhrverbandes. Dass der Rhein zur Zeit ein Jahrhundertniedrigwasser für den November führt, dafür könne die Ruhr als Nebenfluss nichts.

Auch seien die außergewöhnlich geringen Niederschläge kein Grund zur Sorge: „Selbst, wenn bei uns in den nächsten 340 Tagen kein Tröpfchen Regen fällt, können wir die Ruhr jederzeit mit genügend Wasser aus den Talsperren versorgen“, beruhigt Huy. Die Talsperren im Sauerland erreichen derzeit 97 Prozent ihres langjährigen Mittelstandes für diese Jahreszeit.

Genügend Wasser heißt übrigens zur Zeit, dass am Hattinger Ruhr-Pegel rund 15 000 Liter pro Sekunde vorbeirauschen, dies entspricht einem Niedrigwasser von 105 Zentimetern. Wer übrigens Muße und Internet hat, kann dies jederzeit im Wohnzimmer daheim selbst nachvollziehen.

Wer vermutet, dass das vor rund einem Monat eingeweihte Wasserkraftwerk am Kemnader See, bei diesem Niedrigwasser stillhält, seine Kaplanturbine im Wartemodus steht und sich der nächsten Regenfront entgegensehnt, der irrt. Die Anlage ist speziell dafür konstruiert, dass selbst bei den Mindestdurchflussmengen von 15 Kubikmetern/Sekunde noch Strom produziert wird.

Wer es nicht glaubt, begebe sich direkt an den See. Vor der aus grünem Flechtplastik abgeschirmten Kraftwerksanlage summt es vernehmlich, ein Zeichen, dass sich die gewaltige und dennoch unsichtbare Turbine dreht.

Auch interessant

Bei strahlendem Novemberwetter, nutzen auch wieder Jogger, Radfahrer und Skater gern den jetzt freigegebenen Übergang über die Ruhr direkt neben dem Wehr. Während der Bauzeit für das Kraftwerk mussten die Freizeitsportler einen lästigen Umweg über die nahe Ruhrbrücke der Kemnader Straße in Kauf nehmen.

Ulrich Moschner vom Ruhrverband, der das Kraftwerksprojekt schon während der Bauzeit als Projektleiter betreute, erklärt, warum die neue rund 139 Meter lange Fischtreppe, anders als die alte Fischtreppe und Bootsgasse am gegenüberliegenden Blankensteiner Ufer, nicht ständig in Betrieb ist.

Zur Zeit laufen letzte Arbeiten und dann müsse am Oberlauf der Schieber geschlossen werden, der Wasserstrom bleibt aus. Richtig spannend wird es dort unten am See im April nächsten Jahres: Für ein Jahr startet ein Monitoringprogramm, das überprüfen soll, ob die Fische die neue Fischtreppe annehmen. Das Projekt betreut der Ruhrverband mit dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz und der Ruhrfischereigenossenschaft. „Am Ende der Fischtreppe werden Reusen angebracht, so dass sich genau zählen lässt, wie viele und welche Fische sie nutzen“, so Moschner.