Bochum..

Mit der Galerie „Provinz“ hat das Kreativ-Quartier Ehrenfeld Zuwachs aus dem Bereich der zeitgenössischen Kunst bekommen. Galerist Stephan Strsembski verfügt über beste Kontakte zur Kunstszene.

Provinz kommt vom lateinischen „provincia“ und war ursprünglich in der antik-römischen Verwaltungssprache gebräuchlich. Heute bedeutet der Begriff vor allem eines: nicht urban, nicht Metropole, nicht Berlin. Während so ziemlich jeder, der mit Kunst zu tun hat, an den derzeitigen „place to be“ abwandert, - selbst die Szene in Köln löst sich langsam auf -, macht der Bochumer Stephan Strsembski genau das Gegenteil. Er geht mit seiner jüngst eröffneten Galerie, die er auch noch „Provinz – Editionen, Projekte“ nennt, ins Hinterland.

Im sich entwickelnden Kreativ-Viertel Ehrenfeld liegt seine neue Wirkungsstätte, „ein Herzenswunsch“, wie er sagt. Und sie hat eine Menge zu bieten. Vor allem große Namen, die Sammler - und vor allem solche, die es noch werden wollen - anziehen dürften.

Kai Althoff ist zum Beispiel zu finden, ein Künstler, der normalerweise auf der Biennale in Venedig, im Museum of Modern Art oder im Centre Pompidou zu Hause ist. In der „Provinz“ ist der Maler, der im Übrigen auch mit seinen Musikprojekten „Workshop“, „Subtle Tease“ und „Fanals“ Kennern ein Begriff sein dürfte, mit gleich zwei Arbeiten vertreten, die eigens für die Galerie angefertigt wurden. Auch Robert Elfgen, Meisterschüler von Rosemarie Trockel an der Düsseldorfer Kunstakademie, steuerte zwei Werke für Bochum bei. Sein Handdruck „fall der dinge“ - ein Engelsflügel in Tusche und Kreide auf Seide - oder auch die Arbeit „die apela“ hängen jetzt an den frisch getünchten Wänden in der Alten Hattinger Straße. Künstler wie Andreas Fischer, Hans-Jörg Mayer, Bernd Ribbeck, Kalin Lindena oder Matthieu Ronsse sind ebenfalls hier zu finden.

„Viele der vertretenen Maler und Bildhauer sind Freunde, die ich während meiner Arbeit als Kurator kennengelernt habe“, erzählt Strsembski. Dennoch fragt man sich, ob sein Konzept nicht vielleicht überambitioniert ist. Der wirtschaftliche Aspekt einer solchen Unternehmung spielt für den studierten Volkswirtschaftler schließlich keine Nebenrolle.

Dazu hat der Galerist aber einen Plan: Editionen, Multiples, Arbeiten auf Papier, Fotografien und serielle Werke, die preislich auch für Liebhaber mit schmalem Budget attraktiv sind, sollen Geld in die Kasse bringen. Wichtig ist ihm dabei auch, Kunstvermittlung zu betreiben, ein zunächst spröde klingender Kulturauftrag, den Strsembsli aber schon in wenigen Wochen auf ganz undogmatische Weise umsetzen will. In die Galerie soll ein Café integriert werden, in dem auch Menschen mit Schwellenangst behutsam im persönlichen Gespräch an die Werke herangeführt werden - wenn sie denn wollen.

„Ich kann mich erinnern, wie ich wochenlang um Galerien herumgeschlichen bin, sagt Strsembsli, und weiter: „Es gibt viele Cafés mit schlechter Kunst, und wir machen eben eines mit guter!“ Ziemlich selbstbewusst, der Mann! Zusätzlich werden ständig neue Ausstellungen präsentiert, die aktuelle heißt „Morgen“ und läuft noch bis zum 31. Dezember. Der Name sollte „positiv, nach Aufbruch klingen“ lacht Strsembski. Und nach einer vielversprechenden Zukunft. Fürs Ehrenfeld, für Bochum, für die Provinz eben. Oder anders, mit den Worten der Band KraftKlub gesagt: „Ich will nicht nach Berlin“ heißt ihr Song, passend zum Thema. Diesem handfesten Statement möchte man angesichts der Aufbruchstimmung der vitalen Bochumer Kulturschaffenden gerne zustimmen.